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Aktive ETFs – das solltest du wissen

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ETFs werden oft mit passivem Investieren gleichgesetzt – doch es gibt auch aktive ETFs. Was es damit auf sich hat

Aktive ETFs – das solltest du wissen
 
  • Level: Für Fortgeschrittene
  • Lesedauer: 5 Minuten
Das erwartet dich in diesem Artikel

Aktive ETFs: Ein Widerspruch in sich?

Das Investieren in ETFs wird in der Regel immer mit dem Ansatz des passiven Investierens gleichgesetzt. Das liegt zum einen daran, dass ETFs sehr oft passiv einen Index nachbilden. Zum anderen werden sie darüber hinaus von Privatanlegerinnen und Privatanlegern als “passives” Buy and Hold Produkt genutzt. Doch das ist nur eine Seite der Medaille. Denn ETFs werden – vor allem von institutionellen Investoren – durchaus aktiv gehandelt und keineswegs als “passive” Instrumente genutzt.
Darüber hinaus gibt es einen aktuell noch recht kleinen Markt an ETFs, die aktiv gemanagt werden, also nicht einfach passiv einen Index nachbilden. ETFs sind also – anders als klassische Indexfonds – nicht gezwungen, einen Index abzubilden. Der ETF kann beispielsweise auch als “Hülle” für aktive Strategien verwendet werden. Warum das sinnvoll sein kann und welche Vor- und Nachteile aktive ETFs bieten, schauen wir uns nun einmal an.
Definition: Aktive ETFs
Aktive ETFs verfolgen eine aktive Anlagestrategie. Sie tracken also anders als konventionelle ETFs nicht einfach nur einen Index.

Warum gibt es aktive ETFs?

In den USA feierten aktive ETFs spätestens im Jahr 2020 ihren Durchbruch, als die Technologie-Investorin Cathie Wood mit ihrem aktiv gemanagten ARK Innovation ETF zum Teil beeindruckende Renditen erwirtschaften konnte. In den USA sind aktive ETFs unter anderem auch deswegen beliebter, da es dort – anders als in Europa – keine strengen Transparenzregelungen hinsichtlich der täglichen Offenlegung aller ETF-Positionen gibt. Ob nach der vor kurzem verkündeten Übernahme des europäischen ETF Anbieters Rize ETF durch ARK Invest bald auch hierzulande europäische, UCITS-konforme Varianten der ARK-ETFs handelbar sein werden, wird bereits kräftig in der Finanzszene diskutiert.
Dies ist im Moment allerdings noch Zukunftsmusik. Von den derzeit rund 2.500 in Deutschland verfügbaren ETFs verfolgen die meisten eine passive Index-Strategie – sie bilden einen Index wie den DAX oder den MSCI World also einfach nach. Daneben stehen aber auch rund 100 aktive ETFs zur Verfügung. Neben aktiven Fondshäusern wie AXA IM, PIMCO oder JP Morgan haben auch etablierte ETF-Anbieter wie iShares und Amundi vereinzelt aktive ETFs im Angebot. Anders als Faktor- oder Themen-ETFs zählen diese ETFs nicht zu den regelbasierten Index-Produkten. Das Portfolio dieser ETFs setzt sich vielmehr durch die aktive Auswahl von Wertpapieren durch das jeweilige Fondsmanagement zusammen.
Du fragst dich jetzt vielleicht: Warum gibt es aktive ETFs, wo es doch bereits aktive Publikumsfonds gibt? Dies hat verschiedene Gründe. Wir gehen kurz auf die relevantesten Punkte ein.
  1. ETFs sind positiv konnotiert: Aufgrund der weitläufig positiven Einstellung zu ETFs lassen sich Fonds als “ETF” oft besser vermarkten als “normale aktive Fonds”.
  2. ETFs erleichtern den Vertrieb: Während Vermögensverwalter aktive Publikumsfonds hauptsächlich über Vertriebsplattformen anbieten können, lassen sich ETFs einfach über die Börse handeln und sind somit für jeden ETF-Fan zugänglich – die einzige Voraussetzung ist ein Wertpapierdepot. Da bei Publikumsfonds die Vertriebspartner anteilig bezahlt werden müssen, senkt die ETF-Struktur die Vertriebskosten und erleichtert durch das Börsenlisting außerdem den Zugang für private Anlegerinnen und Anleger.
  3. ETFs sind transparent: Anders als bei aktiven Fonds unterliegen ETFs strengen Offenlegungspflichten. Du kannst täglich die Fondsbestandteile des ETFs überprüfen – klassische aktive Fonds scheuen diese Transparenz oft, da sie dadurch einen Wettbewerbsnachteil fürchten.
Verbinden aktive ETFs nun also “das Beste aus zwei Welten”, indem sie Transparenz, Kosteneffizienz und einfache Handelbarkeit von ETFs mit der Expertise und möglichen „Outperformance” der aktiven Fondsindustrie vereinen? Das schauen wir uns im Folgenden etwas genauer an.

Vor- und Nachteile von aktiven ETFs

Bevor wir zu den Vor- und Nachteilen der aktiven ETFs kommen, noch zwei Dinge vorneweg:
  • Zunächst ist wichtig zu wissen, dass es bei aktiven ETFs deutliche Unterschiede bei der Herangehensweise geben kann. Viele aktiv gemanagte ETFs folgen beispielsweise einem klar definierten Regelwerk oder Auswahlprozess. Der Übergang zwischen klassisch passiven Produkten über die “halb-passiven” Faktor-ETFs (striktes Nachbilden eines Index, dessen Zusammensetzung allerdings durch einen durchaus komplexen Auswahlmechanismus definiert sein kann) bis hin zu aktiven ETFs ist also teilweise fließend.
  • Was alle aktiven ETFs indes gemein haben, ist, dass sie keinem Index folgen. Zum Teil werden Indizes wie der MSCI World jedoch als Ausgangspunkt für die Titelauswahl genutzt. Einige Anbieter legen zum Beispiel ihren eigenen, aktiven ESG-Filter über das vom Index vorgegebene Anlageuniversum, andere wenden komplex anmutende Fundamental- und Value-Ansätze an und wieder andere versuchen durch aktive Titelauswahl eine Outperformance im Vergleich zum definierten Referenzindex zu generieren.
  • Wichtig zu wissen ist außerdem, dass die Kostenquote (TER) von passiven Index-ETFs nicht 1:1 mit der von aktiven ETFs vergleichbar ist, da die Transaktionskosten, die im ETFs anfallen, bei aktiven ETFs mithin deutlich höher sein können und sich dadurch die Gesamtkosten für den Endanleger erhöhen. Bei passiven Produkten fallen die Transaktionskosten auf ETF-Ebene in aller Regel geringer aus.
Um die Vor- und Nachteile von aktiven ETFs besser einordnen zu können, vergleichen wir sie in der folgenden Tabelle mit passiven ETFs sowie mit klassischen aktiven Fonds.

Der Vergleich: Passive ETFs vs. Aktive ETFs vs. Aktive Fonds

Passive ETFs Aktive ETFs Aktive Fonds
Handelbarkeit Fortlaufend zu den Börsenhandelszeiten und geringen Spreads Fortlaufend zu den Börsenhandelszeiten und geringen Spreads Über Vertriebsplattformen oder über die Börse mit hohen Spreads
Kosten (TER) In der Regel unter 0,20% TER für Standard-Produkte Zwischen 0,20% und 0,85% TER bei Aktien-ETFs Deutlich über 1% laufende Kosten
Handelskosten (im Fonds)1 Gering Mittel bis hoch Mittel bis hoch
Diversifikation Abhängig vom Index Abhängig von Titelauswahl Abhängig von Titelauswahl
Zugang Über Broker einfach handelbar Über Broker einfach handelbar Vertriebspartner (Online Broker oder klassische Bank) nötig
Performance Rendite abhängig vom Index (keine substanzielle Out- sowie Underperformance möglich) Out- sowie Underperformance zur Benchmark möglich Out- sowie Underperformance zur Benchmark möglich
Quelle: justETF Research; Stand: 17.10.2023
Handelskosten sowie zu erwartende Handelskosten im Fonds werden im KID ausgewiesen.

Fazit

Und was bedeutet das nun für dich als ETF-Fan? Verbinden aktive ETFs – wie von vielen Vertretern der Industrie versprochen – tatsächlich das Beste aus zwei Welten?
Unsere klare Antwort dazu ist: Jein.
Oder anders gesagt: Es kommt darauf an, wen du fragst. Glühende Verfechter passiven Investierens würden wohl sagen, dass aktive ETFs, genau wie aktive Fonds, nicht zu empfehlen sind. Freunde einer aktiveren Anlagestrategie würden dagegen argumentieren.
Daten für die Outperformance von aktiven ETFs gegenüber normalen ETFs gibt es bisher nicht in ausreichender Weise für den europäischen Markt. Je nachdem, welcher aktive ETF zum Vergleich herangezogen wird, lassen sich für beide Seiten positive Fälle aufzeigen, wo der passive oder auch der aktive Ansatz die Nase vorn hat.
Fakt ist aber, dass du aktives Management und die Expertise vieler Research-Häuser inzwischen nicht mehr ganz so teuer bezahlen musst, wie das bei klassischen aktiven Fonds noch der Fall war. Gut möglich, dass zukünftig anstelle aktiver Fonds nun auch immer öfter aktive ETFs auf den Markt gebracht werden.
Für was du dich am Ende entscheidest, musst du selbst wissen. Fest steht aber, dass aktive ETFs nicht über einen Kamm geschert werden können und es zum Teil deutlich mehr Zeit und Arbeit in Anspruch nimmt, die jeweiligen Ansätze nachzurecherchieren und zu verstehen. Vor allem für begeisterte aktivere ETF-Fans kann es Sinn ergeben, sich in das ein oder andere Factsheet einzulesen und dann eine Entscheidung zu treffen. Für alle anderen bleiben die “ganz normalen” Welt-ETFs das Mittel der Wahl für den erfolgreichen Vermögensaufbau mit ETFs. Sorgen braucht sich das “passive Lager” aber nicht machen – denn schließlich ist weniger oft mehr.
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