Bargeld hat den Ruf, sicher zu sein. Doch genau deswegen sind das Halten von Bargeld oder auch Tages- und Festgeldkonten eine schlechte Wahl für den Vermögensaufbau. Weil viele Menschen immer noch große Teile ihres Vermögens auf Giro-, Tages- oder Festgeldkonten liegen haben, sind Banken nicht gezwungen, sonderlich hohe Zinsen auf diesen Konten anzubieten, um Einlagen anzuziehen.
Im Gegensatz dazu muss ein risikoreicherer Vermögenswert wie ein Aktien-ETF die Anleger mit einer deutlich höheren potenziellen Rendite locken, damit sie ihr Geld in ein solches Produkt anlegen. Die höhere Rendite ist dabei der Lohn für die Bereitschaft, das zusätzliche Risiko zu tragen und Wertschwankungen auszuhalten.
Der Unterschied, den diese Risiko-Ertrags-Asymmetrie ausmacht, wird deutlich, wenn wir Bargeld mit einem weltweiten Aktien-ETF über einen Zeitraum von 19 Jahren vergleichen:
Quelle: justETF Detailvergleich. Stand: 01.07.2025. Wir verwenden einen Geldmarkt-ETF (orange Linie) als Indikator für Barmittel.
Die Barmittel (orange Linie) sind in diesem Zeitraum um rund 17 % gestiegen. Mit anderen Worten: Aus 1.000 € wären in 19 Jahren 1.170 € geworden. (Hinweis: Durch die Verwendung eines Geldmarkt-ETF als Bargeld-Indikator nehmen wir implizit an, dass das Bargeld durchgehend mit dem EZB-Einlagenzins verzinst wurde. Die tatsächliche Rendite eines Tagesgeld- oder Festgeldkontos wird in den meisten Fällen unter diesem Zinssatz liegen.)
Im gleichen Zeitraum ist der Aktien-ETF (blaue Linie) um 380 % im Wert gestiegen. Eine anfängliche Investition von 1.000 € hätte sich so ohne weitere Anpassungen in 4.800 € verwandelt.
Die Grafik zeigt auch optisch, dass der Wert des Bargelds kaum gestiegen ist. Aktien hingegen stiegen stark an, wenn auch mit Rückschlägen. Ironischerweise sind diese Rückschläge für das Vermögensbildungspotenzial von Aktien allerdings von zentraler Bedeutung und werden auf lange Sicht betrachtet nivelliert. Nähere Information dazu findest du in unserem Artikel „Aktienrisiko einfach erklärt“.
Wichtiger Hinweis:
Eine Investition in Geldmarkt-ETFs kann trotz der geringen Rendite (im Vergleich zu anderen Anlageklassen) eine gute Wahl sein. Zum Beispiel, wenn man auf der Suche nach einer kurzfristigen und schwankungsarmen Geldanlage ist. Auch für die risikoarme Komponente in einem Portfolio eignen sich Geldmarkt-ETFs sehr gut. Weitere Informationen zu einem ETF-Sparplan für Geldmarkt-ETFs findest du hier in unserem Artikel “Tagesgeld ETF: Die Alternative zum Tagesgeldkonto?”
Aktien-ETFs ermöglichen Verdopplung des Vermögens
Ein Balkendiagramm veranschaulicht den Unterschied in der langfristigen Wertentwicklung ebenfalls:
Quelle: justETF Detailvergleich. Stand: 01.07.2025. Wir verwenden einen Geldmarkt-ETF (orange Linie) als Ersatz für Barmittel.
Der Unterschied zwischen den Ergebnissen ist eindeutig. Bargeld erzielte im gesamten Zeitraum eine mickrige annualisierte Rendite von 0,83 %. Wer hingegen Aktien gekauft hat, erzielte eine jährliche Rendite von 8,56 %.
Wie lange würde es jetzt dauern, um dein Geld bei diesen Raten zu verdoppeln?
Um das herauszufinden, wenden wir die 72er-Regel an:
72 : 0,83 = 86,7
Es würde demnach 86,7 Jahre dauern, bis sich dein Geld verdoppelt.
72 : 8,56 = 8,4
Wenn die Aktien diese Rendite halten können, verdoppelt sich dein Geld also alle 8,4 Jahre.
Das ist der Grund, warum Investitionen in Aktien dein Sparkonto übertreffen. Es ist unmöglich, echtes Vermögen aufzubauen, indem man einfach nur Geld auf der Bank anhäuft. (Es sei denn, du gewinnst im Lotto.)
Das eigentliche Problem mit Bargeld: Inflation
Die oben genannten Zahlen berücksichtigen nicht die Inflation. Und hier liegt das eigentliche Problem mit Bargeld begraben. Es hat von 2006 bis 2024 aufgrund der Inflation an Kaufkraft verloren, selbst wenn man Zinsen darauf erhalten hat.
Im Euroraum lag die Inflation zwischen 2006 und 2024 im Durchschnitt bei etwa 2 %.
Barmittel verloren also seit 2006 inflationsbereinigt jährlich 1,17 % an Wert, während der Realwert von Aktien im gleichen Zeitraum jährlich um 6,56 % zulegte.
Diese Zahlen verdeutlichen zweierlei: Aktien-ETFs bieten auf lange Sicht gesehen einen hervorragenden Schutz gegen die Inflation. Das Gegenteil ist für Bargeld der Fall: Das auf einem Bankkonto (oder gar unter dem Kopfkissen) lagernde Vermögen wird durch die Inflation geschrumpft.
Es ist diese Verwundbarkeit gegenüber der Inflation, die Bargeld letztlich zu einer unsicheren Geldanlage macht. Beziehungsweise zu einer mit Sicherheit wenig erfolgversprechenden, wenn es um den langfristigen Vermögensaufbau geht.
Natürlich ist Bargeld aber gut geeignet, um mit dem Hier und Jetzt umzugehen. Man sollte immer über einige Ersparnisse verfügen, um die laufenden Rechnungen zu bezahlen und kurzfristige finanzielle Krisen wie eine unerwartete, teure Anschaffung oder sogar eine kurze Phase der Arbeitslosigkeit zu bewältigen.
Bargeld eignet sich aber nicht, um größere, langfristige Ziele wie finanzielle Unabhängigkeit oder einen komfortablen Ruhestand zu erreichen.
Achtung: Rollentausch
Fairerweise muss man sagen, dass Bargeld im Vergleich zu Aktien nicht immer schlecht abschneidet.
Dieses Mal vergleichen wir unsere beiden ETFs während der globalen Finanzkrise 2008 und 2009 - dem schlimmsten Börsencrash der letzten zwanzig Jahre.
Quelle: justETF Detailvergleich. Stand: 01.07.2025. Wir verwenden einen Geldmarkt-ETF (orange Linie) als Ersatz für Barmittel.
Diese Grafik zeigt, dass Bargeld und Aktien über fünf turbulente Jahre hinweg in etwa gleichauf lagen. Aber der Verlauf war sehr unterschiedlich.
Aktien verloren in 16 Monaten über 50 % an Wert. Bargeld hingegen trudelte langsam und stetig wie eh und je weiter - mit einer jährlichen Rendite von rund 1 %.
Der MSCI World ETF verbrachte dann über vier Jahre damit, diesen Rückstand aufzuholen, bevor er schließlich am letzten Tag dieses Vergleichs die Barmittel überholte.
Was danach geschah, haben wir in der allerersten Grafik weiter oben gesehen: Die Aktien stiegen immer weiter im Wert, während das Bargeld nahezu unverändert blieb.
Diese zusätzliche Betrachtungsweise verdeutlicht noch einmal, dass beide Anlageklassen ihre Berechtigung haben: Aktien für den langfristigen Vermögensaufbau, bei dem die Möglichkeit besteht, zwischenzeitliche Krisen auszusitzen. Und Bargeld (bzw. Tages- oder Festgeld) bei einem kurzfristigen Anlagehorizont oder als Sicherheitskomponente und Beimischung zu einem Aktien-Portfolio.
Fazit: Eine Frage der Gelassenheit
Gerade wegen Ereignissen wie der globalen Finanzkrise sind Aktien eine riskante Anlage. Weil Aktien unter Umständen große Verluste hinnehmen und sich anschließend erst einmal erholen müssen, können sie langfristig eine stattliche Rendite erwirtschaften und dabei sogar die Inflation deutlich besiegen. Sie müssen dies sogar tun, da sonst kein Anleger dazu bereit wäre, das mit Aktien verbundene höhere Risiko zu tragen.
Bargeld hingegen ist zwar nominal sehr stabil im Wert, weist deshalb aber inflationsbereinigt oftmals eine negative Rendite auf.
Kurz gesagt: Es ist das Risiko, das in Aktien steckt, welches sie so lohnend macht. Die Herausforderung beim Investieren in Aktien besteht unter anderem darin, auch in schwierigen Zeiten Ruhe zu bewahren. Aber wenn du das tust (und einen ausreichend langen Anlagehorizont mitbringst), werden Aktien-ETFs die Wertentwicklung deines Bankkontos weit übertreffen.
Das sind die Top ETFs auf den MSCI World
Mit unserem Anlageleitfaden die besten ETFs auf den MSCI World-Index entdecken!