Risikominimierung durch sinnvolle Vermögensverteilung

Der US-amerikanische Ökonom Harry Markowitz hat diese einfache Regel in ein mathematisches Regelwerk basierend auf erwarteten Renditen und Volatilitäten übersetzt. Dafür erhielt er 1990 den Nobelpreis.
Der Ansatz der Diversifikation wird daher auch von vielen vermögenden und renommierten Stiftungen amerikanischer Universitäten wie Harvard und Yale verfolgt, um das Kosten-Nutzen-Verhältnis der Geldanlage zu optimieren. Dabei steht im Mittelpunkt, wie entweder der Anlageerfolg – also die Rendite – für ein gegebenes Risiko maximiert oder das Risiko bei gegebenem Anlageziel minimiert werden können.
Diversifikation funktioniert auf zwei Ebenen: zwischen den Assetklassen und innerhalb der Assetklassen. Eine breite Vermögensverteilung über verschiedene Anlageklassen, wie zum Beispiel Aktien und Anleihen, ist die einfachste Art, das Anlageklassenrisiko zu reduzieren. Neben der Streuung über Anlageklassen sollte aber auch das Vermögen innerhalb einer Anlageklasse breit diversifiziert sein, um das Einzeltitelrisiko möglichst gering zu halten.
Diversifikation über Assetklassen
Die Verlierer von heute sind die Gewinner von morgen. Anlageklassen reagieren unterschiedlich auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Diversifikation in Kombination mit Asset Allocation gilt deshalb als optimale Technik, Ihr Portfolio vor schweren Marktturbulenzen zu schützen: Wenn Kapital aus einer Anlageklasse abfließt, so fließt es oft in eine andere Anlageklasse hinein.In konjunkturellen Hochphasen steigen die Aktienmärkte, während Kapitalzuflüsse in sichere Anleihen verhältnismäßig gering ausfallen. In Rezessionen steigen dann die Anleihenmärkte häufig, während die Aktienmärkte fallen.
Diversifikation innerhalb von Anlageklassen
Wann beginnt Diversifikation? Damit das Einzeltitelrisiko komplett verschwindet, sollte ein Portfolio mindestens 30 Positionen umfassen, so eine Faustregel. Damit sind die meisten ETFs schon an sich sehr gut diversifiziert, da sie Indizes mit deutlich mehr als 30 Positionen nachvollziehen. Es gibt aber auch hier Unterschiede: Um ein Maximum an Diversifizierung zu gewährleisten, sollten ETFs geografisch und über Branchen hinweg streuen.Die Finanzmärkte einzelner Länder und Regionen steigen oder fallen zu jeweils unterschiedlichen Zeitpunkten. Anstatt nur auf den inländischen Markt zu setzen, bietet sich eine Risikostreuung auf verschiedene Länder und Regionen weltweit an. Auch wenn der deutsche Finanzmarkt für Stabilität steht, so könnte er sich in Zukunft trotzdem schwächer entwickeln als die Märkte der anderen Volkswirtschaften der Welt. Streuen Sie Ihr Vermögen daher intelligent nach Ländern und Regionen, um gegen volkswirtschaftliche Verwerfungen, Naturkatastrophen und Ähnliches gewappnet zu sein.
Einige Anleger investieren auch über verschiedene Branchen. Dadurch gehen sie sicher, dass ihre Investments nicht zu stark von einem Sektor abhängig sind. In manchen Anlageklassen trifft der Begriff „Branchen” zwar nicht ganz zu, aber die Idee bleibt die gleiche: Bei Anleihen bedeutet das eine Streuung über Staatsanleihen, Unternehmensanleihen und sonstige Schuldverschreibungen; bei Rohstoffen über Edelmetalle, Agrarrohstoffe und so weiter. Investieren Sie am besten geografisch gestreut mit Anleihen in allen Laufzeitbändern.
Mischung risikoreicher Anlagen führt zur Risikominimierung
Intuitiv verstehen wir, dass sich das Risiko des Portfolios verringert, wenn wir zu einer risikoreichen Anlage eine risikoarme Anlage hinzufügen. Oft können Sie das Risiko Ihres Portfolios aber auch reduzieren, wenn Sie zwei risikoreiche Anlagen miteinander kombinieren.Das Besondere der Diversifizierung liegt in den Korrelationen – also den Interaktionen – zwischen den einzelnen Anlagen. Mischen Sie in einem Portfolio zwei hoch riskante Anlageklassen wie Aktien und Gold, so ist das Ergebnis ebenfalls eine Anlage mit deutlich geringerem Risiko, weil Aktien und Gold oft negativ korrelieren. Oder vereinfacht ausgedrückt: Sie laufen in unterschiedliche Richtungen.
Der beispielhafte Vergleich der fünfjährigen Volatilität eines MSCI World-ETF mit der Volatilität eines Gold-ETC macht deutlich, dass beide Anlagen mit 13,34 Prozent beziehungsweise 12,22 Prozent stark schwanken. Das kombinierte Portfolio hingegen weist eine Volatilität von nur 9,34 Prozent auf (Stand: 29.02.2020). Die geringe beziehungsweise negative Korrelation leistet ihren Beitrag zur Risikominimierung.
Vergleich MSCI World-ETF und Gold-ETC über fünf Jahre (28.02.2015 - 29.02.2020)

Beschreibung | Anlagesumme in Euro |
Endwert in Euro |
Rendite gesamt |
Rendite pro Jahr |
Risiko (Volatilität) |
Rendite/ Risiko |
---|---|---|---|---|---|---|
MSCI World-ETF | 5.000,00 | 6.849,00 | 36,99% | 6,49% | 13,34% | 0,49 |
Gold-ETC | 5.000,00 | 6.537,98 | 30,76% | 5,50% | 12,22% | 0,45 |
Portfolio | 10.000,00 | 13.387,31 | 33,87% | 6,00% | 9,34% | 0,64 |
Quelle: justETF Research; Stand: 29.02.2020
Es gibt auch Risiken, die durch Modelle nicht erfasst werden. Auch hierbei kann Diversifizierung ein sinnvoller Schutz sein.
Diversifikation schützt auch vor unwägbaren Risiken
Viele Anleger begehen den Fehler, alle Risiken mittels Kennzahlen voraussagen zu wollen. Doch Risiken sind Wahrscheinlichkeiten, und am Ende können auch die unwahrscheinlichsten Ereignisse eintreten. Der Krisentheoretiker Nassim Taleb hat sein Buch „Der Schwarze Schwan” genau diesem Thema gewidmet.Diversifikation ist eine gute Versicherung gegen unwägbare Risiken, die im Modell nicht festgehalten sind: Es ist die einzige Versicherung, die Sie ohne Prämie bekommen – ideal für die private Geldanlage! Lassen Sie sich nicht von den Kurssprüngen einzelner Aktien in Versuchung führen. Denn mit großen Chancen ist auch immer großes Risiko verbunden.