Trump setzte Europa vor einer Weile ein Ultimatum: Sollte bis zum 1. August 2025 keine Einigung stattfinden, wollte er 30 % Zölle auf europäische Produkte einführen.
Doch am Ende einigte sich die Präsidentin der Europäischen Kommission von der Leyen mit Trump auf 15 % Zölle. Das gilt allerdings nur für europäische Produkte, die in die USA importiert werden, während die Amerikaner weiterhin zollfrei nach Europa verkaufen können.
Zusätzlich verpflichteten sich die Europäer zu weiteren Zahlungen an die USA:
600 Milliarden Euro Direktinvestitionen in die USA;
750 Milliarden Euro für den Kauf von amerikanischem Gas und Öl in den kommenden Jahren.
Die deutsche Automobilindustrie kann aber erstmal aufatmen. Die Zölle sanken von 27,5 % auf 15 %, und tatsächlich feierten die Aktien von Volkswagen, BMW und Mercedes das prompt mit Kursgewinnen an der Börse.
Die Wall Street reagierte, ebenso wie die europäischen Aktienmärkte, positiv und die Anleger schienen das Ende der Unsicherheit nach monatelangen Handelsspannungen zu begrüßen.
EU- und US-Aktienmärkte im Juli 2025
Quelle: justETF; Stand: 31.07.2025
OBBBA spaltet Amerika (und das Weiße Haus)
Am 4. Juli, dem Unabhängigkeitstag, unterzeichnete Trump sein umstrittenstes Gesetz: den "One Big Beautiful Bill Act" (OBBBA).
Es ist eine explosive Mischung: massive Steuersenkungen für die Reichsten auf der einen Seite, drastische Einschnitte bei Sozialleistungen auf der anderen. Besonders betroffen: Gesundheitsleistungen und Lebensmittelhilfen. Schätzungen zufolge könnten dadurch in den nächsten zehn Jahren rund 11 Millionen Amerikaner ihren Krankenversicherungsschutz verlieren. Gleichzeitig steigen die Ausgaben für Militär und Grenzsicherung um satte 300 Milliarden US-Dollar.
Das eigentliche politische Beben aber war der Bruch mit Elon Musk. Die Streichung von Steuervorteilen für grüne Energie traf Tesla hart – und der Milliardär reagierte prompt: Er kehrte Trump den Rücken und gründete die „America Party“, mit dem Versprechen, „den Amerikanern ihre Freiheit zurückzugeben“. Damit zerbrach das Bündnis zweier der mächtigsten Männer des Landes – ein Einschnitt mit Symbolkraft.
Und die öffentlichen Finanzen? Die steuern auf ein weiteres Defizit von 3,4 Billionen Dollar in den nächsten zehn Jahren zu – eine Zahl, die selbst den Markt für US-Staatsanleihen ins Wanken bringt.
Die Rendite der 30-jährigen Anleihe bewegt sich weiterhin rund um die psychologisch wichtige 5 %-Marke, während die 5-Jährige bei etwa 4,5 % verharrt.
Nvidia knackt 4 Billionen-Dollar-Marke
Während alle über Zölle sprachen, schaffte Nvidia das scheinbar Unmögliche - es wurde das erste Unternehmen in der Geschichte, das 4 Billionen Dollar wert ist. DeepSeek, die chinesische Alternative von ChatGPT, die die Nvidia-Aktie zwischenzeitlich auf Talfahrt geschickt hatte? Schon vergessen.
Handelskrieg mit China? Irrelevant. Nvidia scheint aktuell jede Börsennews zu toppen.
Nvidia-Preisentwicklung seit Anfang 2025
Quelle: justETF; Stand: 31.07.2025
Microsoft, Meta, Amazon und Google kaufen weiterhin Chips, als gäbe es kein Morgen. Bloomberg spricht von 350 Milliarden Investitionen in den nächsten Jahren, verglichen mit aktuell 310 Milliarden.
Künstliche Intelligenz kennt aktuell nur eine Richtung, und Nvidia ist ihr unangefochtener König. Der Nasdaq erreichte außerdem, getragen vom Halbleiterboom, neue Höchststände.
Powell-Rätsel bewegt die Fed
Trump hat wieder einmal durchblicken lassen, dass er Jerome Powell als Chef der Notenbank Fed loswerden will. Das Ergebnis? Der Dollar stürzt ab und die Renditen der Staatsanleihen steigen an.
Genau der gegenteilige Effekt von dem, was Trump mit der Entlassung des wichtigsten Zentralbankers zu erreichen hofft.
Wenige Stunden später gab es die übliche Kehrtwende: eine Pressekonferenz, in der der Präsident erklärte, Powells Entlassung sei "höchst unwahrscheinlich" und nur "im Falle eines Betrugs" möglich.
Eine unmittelbare Kehrtwende, die auch durch die Tatsache bedingt ist, dass Trump technisch gesehen nicht einmal die Befugnis hat, den Fed-Chef zu entlassen.
Die Entwicklungen zeigen erneut, wie angespannt die Beziehungen zwischen dem Weißen Haus in Washington DC und der Europäischen Zentralbank sind, gerade als die Inflation wieder von 2,4 % auf 2,7 % gestiegen ist und damit über den Prognosen liegt.
Das ist nicht weiter dramatisch, aber genug, um sich zu fragen, was passiert, wenn die Zölle wirklich anfangen, auf die Preise zu drücken.
Die US-Notenbank Federal Reserve bleibt also standhaft. Jerome Powell bestätigte, was alle erwartet hatten: Die Leitzinsen werden noch eine Weile zwischen 4,25 % und 4,5 % verharren.
Eine Entscheidung, die inzwischen bei allen Sitzungen in diesem Jahr zur Routine geworden ist.
Angesichts eines nach wie vor stabilen Arbeitsmarktes und einer Inflation, die noch nicht unter das 2 %-Ziel gesunken ist, geht die Fed lieber auf Nummer sicher, als einen erneuten Anstieg der Inflation zu riskieren. Eine Strategie, die sich vorerst auszahlt, auch wenn sich die Märkte zu fragen beginnen, wann die nächste Zinssenkung erfolgen wird.
Der Termin für den "Pivot" der Fed bleibt erstmal aufgeschoben. Powell und seine Kollegen ziehen es vor, auf klarere Signale zu warten, bevor sie die Zinsen lockern.
Düstere Bilanzen für US-Unternehmen
Die Quartalsberichte für das zweite Quartal in den USA zeigen zwei gegensätzliche Gesichter.
Acht von zehn Unternehmen im S&P 500 übertrafen die Erwartungen, sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn. Das ist gut, oder? Nicht wirklich.
Das allgemeine Gewinnwachstum stagnierte bei 6,4 %, dem langsamsten Tempo seit Anfang 2024.
Die von den Zöllen am stärksten betroffenen Unternehmen litten, während die Gewinne von Technologieunternehmen und Banken weiter stiegen.
Die eigentliche Frage lautet: Werden die Unternehmen die zusätzlichen Kosten zukünftig an die Verbraucher weitergeben, oder werden sie ihre Gewinnspannen reduzieren müssen? Die Antwort wird sich in den nächsten Monaten zeigen.
Bitcoin und Kryptowährungen im Paradies
Der Juli 2025 war der goldene Monat für Kryptowährungen. Mit der Verabschiedung des "Genius Act" wurden endlich klare Regeln für die Welt der Dollar-verankerten Stablecoins geschaffen.
Bitcoin-Trend Juli 2025
Quelle: justETF; Stand: 05.08.2025
Bitcoin hat einen Rekord nach dem anderen gebrochen und den gesamten Sektor mitgerissen. Bitcoin-ETFs haben Milliarden an Zuflüssen verzeichnet, ein Zeichen dafür, dass auch institutionelle Anleger das Wachstum weiterhin unterstützen.
Marktüberblick im Juli 2025
Was die Märkte betrifft, so war der Juli ein positiver Monat für die beliebtesten Anlageklassen. Alle beendeten den Juli im Plus.
Performance der beliebtesten Assetklassen im Juli 2025
Quelle: justETF; Stand: 31.07.2025
Betrachtet man die einzelnen Länder, so stellt man fest, dass Frankreich und Spanien seit Jahresbeginn die besten Ergebnisse erzielt haben. Saudi-Arabien und Indonesien hatten dagegen mehr Schwierigkeiten.
Beste inländische ETFs (Juli)
Quelle: justETF; Stand: 31.07.2025
Was erwartet dich in den kommenden Monaten?
Der Juli hinterlässt ein uneinheitliches Bild.
Die Einigung mit Europa hat eine Handelskatastrophe abgewendet, aber China bleibt ein ungelöstes Problem.
Die Inflation steigt, die US-Staatskassen sind tiefrot, der Bruch zwischen Trump und Musk sorgt für politische Unsicherheit. Und die Fed muss zwischen dem Druck des Weißen Hauses und ihrem Stabilitätsmandat navigieren.
Der August wird entscheidend dafür sein, ob dieser Handelsfrieden hält und vor allem, wie die US-Wirtschaft auf die explosive Mischung aus fiskalischem Stimulus und Handelskrieg reagieren wird.
Die neuen Prognosen des Internationalen Währungsfonds gehen von einem robusteren globalen Wachstum aus:
3 % im Jahr 2025
3,1 % im Jahr 2026.
An der Preisfront dürfte sich die Inflation in diesem Jahr endlich auf 4,2 % verlangsamen und im nächsten Jahr auf 3,6 % sinken.
Die Eurozone wächst im Jahr 2025 um 1 % und 2026 um 1,2 %.
Deutschland erwacht aus dem Winterschlaf mit bescheidenen +0,1 % in diesem Jahr und +0,9 % im nächsten Jahr.
In Übersee überraschen die Vereinigten Staaten mit +1,9 % und +2 % im Zweijahreszeitraum positiv. Aber die wirklichen Neuigkeiten kommen aus China: +4,8 % im Jahr 2025 und +4,2 % im Jahr 2026 - Zahlen, die den gesamten Westen erblassen lassen.
Die Märkte scheinen im Moment optimistisch zu sein. Aber an Überraschungen mangelt es in diesem Jahr 2025 nicht.
Wenn du dich allerdings dafür entschieden hast, mit einem Sparplan in ETFs zu investieren, sollten dich diese kurzfristigen Faktoren nicht aus der Ruhe bringen.
Der Zeithorizont ist in der Tat langfristig und auf diesen Zeithorizont gesehen solltest du auch deine Ziele betrachten.