Was tun, wenn du zu viele ETFs im Portfolio hast?

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Du hast ein paar mehr ETFs gekauft, als du eigentlich wolltest. Und jetzt hast du das Gefühl, dass dein Portfolio etwas ausser Kontrolle geraten ist? Wir verraten dir, was nun zu tun ist.

Was tun, wenn du zu viele ETFs im Portfolio hast?
 
  • Level: Für alle
  • Lesedauer: 5 Minuten
Das erwartet dich in diesem Artikel
 
 

Die “Schmuddel-Ecke” im Portfolio

"Irren ist menschlich", heißt es im Volksmund. Und das gilt auch an der Börse – beispielsweise bei einem Portfolio, das über die Zeit mit vielen verschiedenen ETFs vollgestopft wurde, die nicht unbedingt Teil deines ursprünglichen Plans waren.
Du fühlst dich ertappt? Keine Sorge, denn du bist nicht allein! Jeder macht das. Wir alle haben schon den einen oder anderen ETF aus einem Impuls heraus gekauft. Vielleicht handelte es sich um eine Assetklasse, die gerade einen Aufschwung erlebte, oder um einen Sektor, von dem wir begeistert waren. Vielleicht reagierten wir auf das Weltgeschehen und erlagen der FOMO (= Fear of missing out), nachdem wir von einem großen technologischen Durchbruch gehört haben.
Und was ist das Ende vom Lied? Jetzt haben wir 0,63% unseres Portfolios in japanischen Small Caps oder 2,46% in einem Wasserstoff-ETF. Das kommt vor.
Und natürlich fühlen wir uns dabei ein wenig schlecht. Denn mit Blick in unser Depot müssen wir uns eingestehen: Wir sind doch nicht der perfekte, immer rational agierende Investor und haben uns eben nicht genau an den vorher gemachten Plan gehalten.
Es ist ein bisschen wie das Gefühl, das man bekommt, wenn man die Abstellkammer oder den Keller im eigenen Haus betritt. Vollgestopft mit Dingen und Gegenständen, die ihre besten Zeiten hinter sich haben und seit Monaten oder Jahren nicht mehr benutzt wurden. Es ist zwar ein erster Hinweis, aber man kann sich noch nicht so recht von seinen Sachen trennen.
Aber muss dir das ein schlechtes Gewissen machen? Manchmal ist die Möglichkeit, Dinge in diesem unordentlichen Raum zu lagern, die Voraussetzung dafür, dass im Rest des Hauses alles reibungslos funktioniert. Genauso verhält es sich mit deinem Portfolio. Wie so oft im Leben ist es eine Frage des Gleichgewichts.

Wann solltest du aktiv werden?

Solange du einen Plan hast und im Großen und Ganzen auf Kurs bist, ist es in Ordnung, am Rande des eigenen Portfolios ein wenig abzudriften.
Selbst die rationalisten ETF-Investoren und Vermögensverwalter wie Gerd Kommer und Co. sagen, dass es in Ordnung ist, mit einem kleinen Teil seines Portfolios dem eigenen Spieltrieb zu folgen und in spekulativere Anlagen zu investieren. Also in Anlagen, mit denen du Spaß haben oder experimentieren kannst. Betrachte das als deine "Spielecke" im Depot. Oder eine Art Grauzone, die weder gut noch schlecht ist. Dieser Spielraum sollte aber nie zu groß werden – denn dann läufst du Gefahr, deine Ziele zu gefährden. Doch woran erkennst du, dass deine “Spielecke” im Depot zu groß geworden ist? Wir haben ein paar Tipps für dich.
Du weißt, dass die Dinge außer Kontrolle geraten sind, wenn:
  • du es nicht ertragen kannst, dein Portfolio anzusehen, weil es zu unübersichtlich ist und dich stresst.
  • du es nicht mehr verstehst, wenn du einen Blick in dein Portfolio wirfst.
  • du wahllos in ein Sammelsurium von ETFs, Aktien oder Fonds ohne richtige Strategie investiert bist.
  • die Komplexität dich davon abhält, grundlegende Dinge wie das Portfolio-Rebalancing durchzuführen.
  • die meisten deiner börsengehandelten Fonds weniger als 5% deines gesamten Vermögensaufteilung ausmachen. Jeder einzelne Fonds, der unter der 5%-Marke liegt, wird keinen großen Einfluss auf deine Rendite haben.
  • dein Portfolio mehr als 10 ETFs beinhaltet und sich deine Bestände (stark) überschneiden oder du nicht mehr weißt, wofür jeder einzelne Fonds steht.
Wenn das auf dich zutrifft, ist es an der Zeit, die Dinge zu vereinfachen.
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Was ist zu tun?

Das Wichtigste zuerst: Verschaffe dir zunächst einmal einen Überblick über deine Investments.
Der Gedanke, sich damit auseinandersetzen zu müssen, lässt dich vielleicht im ersten Moment zusammenzucken, aber vergiss nicht, dass es dir auch ein wunderbares Gefühl der Befriedigung geben kann, wenn du eine Situation, die dich aktuell stresst, endlich in den Griff bekommst.
Die einfache Devise heißt auch hier wie so oft: Weniger ist mehr.
An diesem Punkt lohnt es sich, an das alte Anlegersprichwort zu erinnern, das uns rät, jede Investition zu verkaufen, die wir heute nicht mehr kaufen würden.
Die zugrundeliegende Weisheit besagt, dass man eine Position verkaufen und das Geld in etwas investieren sollte, von dem man überzeugt ist, wenn man nicht genug Vertrauen in sie hat, um weitere Mittel in sie zu investieren.
Die 5%-Regel
Du kannst diese Idee mit der Faustregel kombinieren, dass jeder ETF, der weniger als 5% deines Gesamtportfolios ausmacht, ohnehin einen vernachlässigbaren Beitrag zu deinen Ergebnissen leistet und somit aus dem Portfolio gestrichen werden kann, ohne, dass es das Endergebnis spürbar verändert.
Selbst wenn einer dieser ETFs in Zukunft steigen sollte, wird es nicht viel bewirken, wenn er nur einen kleinen Teil deines Nettovermögens ausmacht.
Es gibt also keinen Grund, den Abbau kleiner Positionen zu bedauern. Kurz gesagt: Du hast wenig zu verlieren und viel zu gewinnen, wenn du das Geld wieder in größere Positionen stecken kannst. Denn so räumst du nicht nur dein Depot auf, sondern sorgst im Idealfall auch für mehr Seelenfrieden beim Investieren in ETFs.
Übrigens: Mit ein paar überschüssigen ETFs, die du nicht weiter besparst, aber auch nicht verkaufen möchtest, können wir leben. Denn bevor du unnötig viel Steuern auf aufgelaufene Gewinne oder hohe Gebühren für den Verkauf von ETF-Anteilen zahlst, solltest du diese ETFs einfach im Depot liegen lassen. Bewahre bei deinen “Aufräumaktionen” im Depot also immer “Maß und Mitte”.

Suche nach ETFs mit hohen Überschneidungen

Diversifizierung ist zwar ein Grundprinzip des Investierens, aber man kann auch hier zu weit gehen. Denn bei ETFs gilt: Mehr Positionen führen nicht automatisch zu besserer Diversifikation.
Es macht zum Beispiel wenig Sinn, ein paar Prozent in einem Tech-Aktien-ETF zu halten, wenn du bereits einen S&P 500-ETF oder sogar einen Welt-ETF besitzt. In beiden sind viele Tech-Aktien aus den USA enthalten, sodass du immer noch davon profitieren kannst, wenn Giganten wie Apple und Amazon überdurchschnittlich gut abschneiden – ohne den Technologie-Klumpen in deinem Depot unnötig weiter zu erhöhen. Greife stattdessen lieber zu ETFs, die andere Märkte abbilden als jene, die du bereits über ETFs abbildest.
Denke auch daran, dass die meisten Aktienmärkte stark korreliert sind. Sie tendieren also dazu, sich synchron nach oben und unten zu bewegen. Es macht also keinen großen Unterschied, ob du nun einen oder 10 Aktien-ETFs im Portfolio hast. Wenn der Aktienmarkt nach oben läuft, wirst du sowohl mit einem breit gestreuten ETF als auch mit 10 verschiedenen ETFs, die sich womöglich überschneiden, Gewinne einfahren.
Du kannst dich also getrost von kleineren Beständen trennen, da du weißt, dass du den größten Teil des Nutzens aus der wachsenden Weltwirtschaft in einem einfachen Welt-ETF mitnehmen wirst.
Außerdem sind einzelne Sektoren, Branchen und Länder in der Regel risikoreicher als die gesamte Welt, weil sie weniger diversifiziert sind. Hüte dich daher am besten vor einer übermäßigen Konzentration in einzelnen Branchen und Sektoren.
Nimm dir bei der Überprüfung deiner ETFs immer die Zeit, deren Kosten anhand der Gesamtkostenquote in unserer ETF-Suche und unseren ETF-Profilen zu überprüfen. Mit unserem Detailvergleich lassen sich verschiedene ETFs außerdem kinderleicht miteinander vergleichen.
Während du auf die Wertentwicklung eines ETFs keinen Einfluss hast, kannst du zumindest bei den transparenten Kosten von ETFs auf jene zurückgreifen, die am günstigsten sind. Denn wie du weißt, können hohe Kostenquoten deinen Anlageerfolg im Laufe der Zeit negativ beeinflussen.

ETF-Renditen vergleichen

Ein weiterer Trick besteht darin, deine ETFs durchzugehen und ihre Renditen im Vergleich zu einem breit diversifizierten Welt-ETF mithilfe des Chart-Vergleichs auf unserer Seite zu überprüfen. Wie viele deiner anderen ETFs haben im Vergleich zu einem einfachen Welt-ETF tatsächlich einen Mehrwert erzielt?
Vielleicht sträubst du dich jetzt, Verlierer zu verkaufen und Verluste zu begrenzen. Das ist in Ordnung, denn die Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.
Aber selbst wenn du dich nicht von bestehenden Beständen trennen kannst, kann dieser Prozess zumindest den Drang eindämmen, in Zukunft weitere ETFs zu kaufen, vor allem, wenn du gerade eine Glückssträhne hattest und deine ETFs in letzter Zeit gut gelaufen sind.
Denk daran, dass Vermögenswerte nach Höchstständen oft wieder zurückfallen – ein Effekt, der als Rückkehr zum Mittelwert oder Reversion to the mean bekannt ist. Daher ist es in der Regel besser, nach dem Cost-Averaging-Effekt einzukaufen – eine Technik, die es dir ermöglicht, mehr ETF-Anteile für weniger Geld zu erwerben, indem du ETFs regelmäßig per ETF Sparplan kaufst. Garniert mit einer Buy and Hold-Strategie ist dies der sicherste Weg für den Vermögensaufbau mit ETFs.
Wenn dein Problem beim ETF-Kauf jedoch auf das Fehlen einer klaren Anlagestrategie zurückzuführen ist, solltest du dir zunächst etwas Zeit nehmen, um diese festzulegen.
justETF Tipp: Mit unserem justETF Strategie Planer kommst du in 7 Schritten zum passenden ETF-Portfolio.
Wenn du deine Strategie festgelegt hast, kannst du darüber nachdenken, wie jeder deiner ETFs in dein Gesamtportfolio passt. Unser Abschnitt ETF-Portfolio-Strategien in unserer Akademie wird dir den Einstieg erleichtern.
Denk daran, dass das ultimative Ziel darin besteht, ein gut diversifiziertes und überschaubares Portfolio aufzubauen, das mit deinen Anlagezielen im Einklang steht. Wenn du diese Tipps befolgst, kannst du dein Portfolio straffen, die Komplexität reduzieren, die Kosten senken, deine Risiken kontrollieren und deine Chancen auf langfristigen Anlageerfolg erhöhen.
Und das Wichtigste: Mach dir keine Vorwürfe, wenn du bei der Geldanlage nicht die perfekte Lösung findest. Niemand handelt immer zu 100% rational.
„Das Leben ist wirklich einfach, aber wir bestehen darauf, es kompliziert zu machen.“ – Konfuzius
 
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