
Was auch immer Ihre Gründe für die Wahl eines Branchen-ETFs sind, Sie sollten wissen, in was Sie investieren. Bei ETFs bedeutet das immer, genau zu verstehen, wie der zugrundeliegende Index funktioniert: Wie werden die investierten Aktien ausgewählt, einer bestimmten Branche zugeordnet und anschließend im Index gewichtet? In diesem Artikel fokussieren wir uns auf die Aktienauswahl.
Zwei internationale Branchen-Klassifikationsschemata
Es gibt zwei Klassifikationsschemata für Branchen, die Sie kennen sollten. Das sind „GICS“ und „ICB“. Diese sind die Grundlagen für die Branchen-Indizes der wichtigsten Anbieter:- „Global Industry Classification Standard“ (GICS): Dieses Klassifikationsschema basiert auf 51.000 Wertpapieren, welches diese in 11 Sektoren, 24 Industriegruppen, 68 Industrien und 157 Teil-Industrien unterteilt.
- „Industry Classification Benchmark“ (ICB): Dieses Klassifikationsschema basiert auf 75.000 Wertpapieren, welches diese in 10 Industrien, 19 Supersektoren, 41 Sektoren und 114 Teilsektoren klassifiziert.
GICS- vs. ICB-Klassifizierung im Vergleich

Quelle: MSCI; ICB Benchmark; Stand: 03/2018
Die Index-Anbieter STOXX Limited und FTSE verwenden das ICB-System als Grundlage für ihre Branchen-Indizes, während die Indizes von MSCI und S&P auf GICS basieren.
So funktionieren die Branchen-Klassifikationsschemata
Beide Ansätze verfolgen die gleiche Logik. Die Hierarchie basiert auf breiten Branchen-Gruppierungen, die dann immer weiter bis hin zu kleinen Nischen-Bereichenunterteilt werden.Beispielsweise werden Unternehmen (also Aktien), die den Großteil ihrer Einnahmen aus der Luft- und Raumfahrt erwirtschaften, vom ICB-Schema in der Kategorie „Verkehr“ eingeordnet, ...
- welche zum Luft- und Raumfahrt-Untersektor gehört.
- welche wiederum Teil des Aerospace und Verteidigungssektors ist.
- welche zum Super-Sektor Industriegüter und -dienstleistungen zählt.
- welche sich innerhalb der Industriegruppe „Industrie“ befindet.
Ein Beispiel dafür ist die Bezeichnung des Top-Levels bei GICS als „Sektor“. Unter ICB ist das die Bezeichnung der dritten Stufe. Betrachten Sie diese Bezeichnungen nur als Etiketten. Die „Industrie“-Ebene unter ICB ist funktionell gleich mit der „Sektor“-Ebene bei GICS.
Auch die Wörter „Sektor“ oder „Branche“ können Sie universell betrachten. Wir und auch andere Autoren verwenden diese Wörter, um auf alle Arten der verschiedenen Unternehmensgruppen zu verweisen und nicht explizit auf eine besondere Bedeutung in Bezug auf die GICS oder ICB-Klassifizierung.
Top-Level-Branchen von GICS und ICB im Vergleich
GICS | ICB | Filter for ETFs |
---|---|---|
Energie | Erdöl und Erdgas | ETFs anzeigen |
Roh-, Hilfs- & Betriebsstoffe | Grundstoffe | ETFs anzeigen |
Gesundheitswesen | Gesundheitswesen | ETFs anzeigen |
Industrie | Industrieunternehmen | ETFs anzeigen |
Finanzwesen | Finanzdienstleistungen | ETFs anzeigen |
IT | Technologie | ETFs anzeigen |
Kommunikationsdienstleistungen | Telekommunikation | ETFs anzeigen |
Versorgungsbetriebe | Versorger | ETFs anzeigen |
Basiskonsumgüter | Verbrauchsgüter | ETFs anzeigen |
Nicht-Basiskonsumgüter | Verbraucherservice | ETFs anzeigen |
Immobilien | – | ETFs anzeigen |
Unterschiede zwischen den Branchen-Klassifikationsschemata
Oberflächlich scheinen die beiden Klassifikationsschemata ziemlich ähnlich. Es gibt jedoch einige Unterschiede, wenn Sie sich die Eingruppierung bestimmter Branchen genauer ansehen.Zum Beispiel sind im ICB-System Fluggesellschaften unter „Reise und Freizeit” im Verbraucherservice-Sektor eingruppiert. Im Gegensatz dazu sind Fluggesellschaften im GICS-System unter „Transportwesen” im Industrie-Sektor einsortiert.
Keine der beiden Kategorisierungen ist besser oder richtiger ist als die andere. Für Sie ist es wichtig zu wissen, dass es durchaus Unterschiede zwischen beiden Systemen gibt, auch wenn wir hier nicht alle im Detail darstellen können.
Vielmehr möchten wir hervorheben, warum sich vor dem Kauf eines Branchen-ETFs ein Blick auf die Funktionsweise des Index und zugrundeliegenden Klassifikationsschemata lohnt, damit Sie am Ende auch wirklich in die Branche investieren, die Sie ausgewählt haben.
Branchen-ETFs in der Praxis
In der Praxis ist es zwar wichtig, die tiefere Branchen-Zuordnung zu kennen, jedoch können Anleger über ETFs tatsächlich nur in die höheren Ebenen der GICS- und ICB-Klassifizierung investieren.In der Tabelle unten finden Sie eine Übersicht über alle Branchen, für die ETFs aktuell verfügbar sind. Auch ist es wichtig zu wissen, dass sowohl regionale als auch globale Branchen-ETFs verfügbar sind.
So hat zum Beispiel Xtrackers Branchen-ETFs auf Basis des Schwellenländer-Index MSCI Emerging Markets und Industrieländer-Index MSCI World aufgelegt. Weitere Details hierzu finden Sie ebenfalls in der Tabelle unten.
Daneben gibt es Branchen-ETFs, die den Zusatz „optimized“ (also optimiert) oder „capped“ (deutsch: gedeckelt) tragen. Hierzu zählen die optimierten Branchen-ETFs vom Anbieter Source auf den STOXX Europe 600 Index. Diese ETFs auf optimierte Indizes bieten ein zusätzliches Risikomanagement, indem der maximale Anteil eines Unternehmens im Index begrenzt wird. Darüber hinaus ist es möglich, dass Anleger diese Indizes aufgrund ihrer potenziell höheren Liquidität bevorzugen.
Finden Sie den richtigen Branchen-ETF
Ihre Suche nach Branchen-ETFs starten Sie am besten im Auswahlfilter „Aktien“ mit den unterschiedlichen Branchen. Nach der Wahl einer Branche können Sie Ihre Suche weiter nach Region oder Land eingrenzen.Anschließend vergleichen Sie die verschiedenen ETFs und werfen einen Blick auf die Funktionsweise des zugrundeliegenden Branchen-Index. Eine Aufstellung der aktuellen Branchenverteilung finden Sie in der Regel im Factsheet, welches auf jedem ETF-Profil verlinkt ist. In diesem finden Sie meist auch eine Liste der am stärksten gewichteten Unternehmen.
Nur wenn Sie wissen, in was Sie eigentlich investieren, können Sie am Ende die richtige Entscheidung für das richtige Produkt treffen.
Auswahl eines Branchen-ETFs

Quelle: justETF.com/find-etf.html
Tipps für die ETF Suche
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