
Bei der Investition in Schwellenländer sieht das Ganze ähnlich aus: 13 ETFs auf den MSCI Emerging Markets und nur 2 ETFs auf das Pendant von FTSE Russell. Erst auf Ebene der Regionen beziehungsweise der Länder kommen andere Index-Anbieter wie zum Beispiel STOXX, S&P oder eben FTSE Russell ins Spiel. Es scheint fast so, als gäbe es auf globaler Ebene keine Alternative zum MSCI. Dabei sind sich FTSE und MSCI eigentlich sehr ähnlich. Auf den ersten Blick lässt sich bei den beiden Anbietern kein Unterschied der Indizes feststellen. Beide Marken bieten breit diversifizierte, nach Marktkapitalisierung gewichtete Indizes auf Industrie- oder Schwellenländer an. Die Unterschiede der zugrunde liegenden Indexkonzepte sind gering, aber ein Blick hinter die Kulissen lohnt.
MSCI vs. FTSE: die Unterschiede
Die größte Diskrepanz zwischen den beiden Anbietern gibt es in der Einstufung der einzelnen Nationen als Industrie- oder Schwellenland. So wird beispielsweise Südkorea zwar von FTSE als Industrienation eingestuft, bei MSCI gilt Südkorea allerdings weiter als Schwellenland. Diese Klassifizierung entscheidet bei beiden Anbietern darüber, welche Länder jeweils in den Industrieländer-Index und welche in den Schwellenländer-Index aufgenommen werden. Ähnlich sieht die Situation bei Polen aus: Bei FTSE gilt Polen seit 2018 als entwickeltes Land und ist in den entsprechenden Indizes vertreten. Bei MSCI hingegen zählt der Primus aus Mittel- und Osteuropa weiterhin als Schwellenland.Ein weiterer Unterschied zeigt sich im Umgang mit den chinesischen Aktienklassen: Seit Juni 2018 bezieht MSCI neben den H- und B-Aktien auch A-Aktien in den Emerging Markets-Index ein, die lange nur für chinesische Anleger zugänglich waren. Die Einbeziehung erfolgt mit 20 Prozent der Marktkapitalisierung und beschränkt sich auf Werte, die von ausländischen Investoren gekauft werden können. Auch FTSE hat im Juni 2019 chinesische A-Aktien mit einem Teil der Marktkapitalisierung in seinen Emerging Market-Index aufgenommen und hat den Anteil inzwischen auf 25 Prozent der Marktkapitalisierung aufgestockt. Damit ist China in beiden Schwellenländer-Barometern das mit Abstand am stärksten vertretene Land, obwohl nicht mehr als ein Viertel der tatsächlichen Marktkapitalisierung chinesischer Inlandsaktien dafür angerechnet werden.
All diese Unterschiede spiegeln sich in der Zusammensetzung der Indizes wieder. Während die Gewichte der Industrieländer-Indizes sehr nah beieinander liegen, gibt es im Bereich der Emerging Markets schon etwas deutlichere Unterschiede. Ein Grund dafür: die unterschiedliche Behandlung von Südkorea. Im MSCI Emerging Markets-Index macht das Land mit 14 Prozent sogar den drittgrößten Anteil am Index aus.
Wie unterscheiden sich die Gewichte der Top 5 Länder bei den Anbietern?
Länder | MSCI World | FTSE Developed |
---|---|---|
USA | 66,50% | 64,13% |
Japan | 7,86% | 8,40% |
Großbritannien | 4,05% | 4,30% |
Frankreich | 3,25% | 3,09% |
Schweiz | 3,17% | 3,05% |
Länder |
MSCI EM | FTSE EM |
---|---|---|
China | 41,94% | 46,23% |
Taiwan | 12,78% | 14,49% |
Südkorea | 12,09% | - |
Indien | 8,25% | 10,43% |
Brasilien | 4,56% | 5,53% |
Quellen: FTSE, MSCI; Stand: 30.09.2020
Nach dem Verständnis beider Anbieter sind in den Industrie- und Schwellenländer-Indizes grundsätzlich nur Large Caps und Mid Caps enthalten. Keiner von beiden berücksichtigt Small Caps. Dabei gibt es allerdings einen Unterschied zu beachten: Die Anbieter definieren „Small Caps” unterschiedlich. Bei FTSE decken die globalen Indizes etwa 90 Prozent der Marktkapitalisierung ab. Hier zählen Small Caps somit zu den kleinsten 10 Prozent des Aktien-Universums. Bei MSCI decken die globalen Indizes hingegen „nur” 85 Prozent der Marktkapitalisierung ab und die kleinsten 15 Prozent der Aktien fallen in den Bereich der Small Caps. Dadurch erklärt sich, dass in den Indizes von FTSE meist mehr Unternehmen enthalten sind.
Anzahl der Aktien in den Indizes von MSCI und FTSE
Region | MSCI | FTSE |
---|---|---|
Gesamte Welt | 2.994 | 3.977 |
Industrieländer | 1.607 | 2.139 |
Schwellenländer | 1.387 | 1.838 |
Europa | 436 | 570 |
Japan | 320 | 516 |
Quellen: FTSE, MSCI; Stand: 30.09.2020
Obwohl in den FTSE-Indizes deutlich mehr Unternehmen enthalten sind, betrifft das fast ausschließlich Unternehmen, die sich im Grenzgebiet zwischen den Small Caps und den Mid Caps aufhalten. Solche Unternehmen sind in der Regel so klein, dass sie an der prozentualen Marktkapitalisierung nicht viel ändern.
MSCI vs. FTSE: sehr ähnliche Performance
Trotz all dieser Unterschiede ist die Performance von MSCI World und FTSE Developed im Endeffekt fast identisch. Im Vergleich weichen die Wertentwicklungen von ETFs auf die beiden Indizes kaum voneinander ab. Das sollte sich auch in Zukunft kaum ändern.Performance-Vergleich: MSCI vs. FTSE – Industrieländer (30.09.2015 - 30.09.2020)

Vanguard FTSE Developed World UCITS ETF Distributing
iShares MSCI World UCITS ETF (Dist)
Geringfügig ausgeprägter sind die Unterschiede in der Wertentwicklung der Emerging Markets-Indizes. Auf Sicht von fünf Jahren ist die Wertentwicklung jedoch fast identisch und unterscheidet sich nur durch die unterschiedlichen Länderschwerpunkte, was zu einer leicht besseren Wertentwicklung des FTSE Emerging-Index von lediglich einem Prozentpunkt führt.
Stärkere Auswirkungen können kleine Differenzen in Indizes allerdings auf Regionen- oder Länder-Ebene haben. Hier kann es sich noch mehr auszahlen, verschiedene Indizes und deren Konstruktion miteinander zu vergleichen sowie auf Sinnhaftigkeit zu überprüfen.
Aufpassen sollten Sie beim Vermischen der beiden Index-Anbieter in Ihrem Portfolio: Würden Sie beispielsweise einen MSCI World-ETF mit einem FTSE Emerging-ETF kombinieren, hätten Sie Südkorea und Polen nicht in Ihrem Portfolio. Umgekehrt gilt natürlich das Gleiche. Wenn Sie den FTSE Developed-Index mit dem MSCI Emerging Markets-Index mischen, haben Sie diese beiden Länder gleich doppelt im Depot. Um solche Klumpenrisiken zu vermeiden, sollten Sie sich nach Möglichkeit für einen der beiden Anbieter entscheiden.
Aus Sicht der ETF-Anbieter ist die Entscheidung für einen der Indizes jedoch nicht so einfach. Hier stellt sich die Frage, ob sie eher mehr Kunden mit dem bekannteren Markennamen oder mit einer möglicherweise niedrigeren Gesamtkostenquote anlocken. Wie anfangs bereits erwähnt, zieht der Markenname MSCI durch seine hohe Bekanntheit durchaus viele Anleger an. Die ETF-Anbieter werden sich also gut überlegen, ob sie – um eventuell ein paar Basispunkte zu sparen – den Index-Anbieter wechseln.
iShares MSCI World UCITS ETF (Dist)
Quelle: justETF Research; Stand: 30.09.2020
Geringfügig ausgeprägter sind die Unterschiede in der Wertentwicklung der Emerging Markets-Indizes. Auf Sicht von fünf Jahren ist die Wertentwicklung jedoch fast identisch und unterscheidet sich nur durch die unterschiedlichen Länderschwerpunkte, was zu einer leicht besseren Wertentwicklung des FTSE Emerging-Index von lediglich einem Prozentpunkt führt.
Performance-Vergleich: MSCI vs. FTSE – Schwellenländer (30.09.2015 - 30.09.2020)

Vanguard FTSE Emerging Markets UCITS ETF Distributing
Amundi MSCI Emerging Markets UCITS ETF EUR (C)
Amundi MSCI Emerging Markets UCITS ETF EUR (C)
Quelle: justETF Research; Stand: 30.09.2020
Stärkere Auswirkungen können kleine Differenzen in Indizes allerdings auf Regionen- oder Länder-Ebene haben. Hier kann es sich noch mehr auszahlen, verschiedene Indizes und deren Konstruktion miteinander zu vergleichen sowie auf Sinnhaftigkeit zu überprüfen.
Was heißt das nun konkret?
Als der ETF-Anbieter Vanguard im Januar 2013 von Indizes der Marke MSCI auf FTSE Russell gewechselt ist, hat das Unternehmen die Umstellung mit einem Kostenvorteil der FTSE-Produkte begründet, der letztlich den Anlegern zugutekommt. Bei der Auswahl eines globalen ETF sollten Sie sich dennoch nicht allzu lange mit der Wahl des Index aufhalten: sie sind vergleichbar. Selbst bei den jährlichen Verwaltungskosten liegen die weltweiten Industrieländer-Indizes von MSCI und FTSE Russell inzwischen gleichauf: Die günstigsten MSCI World-ETFs sind ebenso für 0,12 Prozent zu haben wie die beiden FTSE Developed-ETFs von Vanguard. Im Falle der Schwellenländer-Barometer hat der Wettbewerb bei den beliebten MSCI Emerging-Markets-ETFs mittlerweile zu einer Gebührenuntergrenze geführt, die bei 0,14 Prozent liegt. Da können FTSE beziehungsweise Vanguard mit einer Kostenquote von 0,22 Prozent momentan nicht mehr mithalten. Aber die ETF-Anbieter sind immer wieder für Überraschungen gut und so ist anzunehmen, dass die jährlichen Kosten weiter sinken werden – egal ob nun auf Indizes von FTSE Russell oder von MSCI.Unser Tipp: Auf unserer Website finden Sie die ETF-Portfolios „Vanguard Global BIP” und „Vanguard Regionen BIP” als Kopiervorlage.
ETF-Portfolio Vanguard Global BIP

Quelle: justETF Musterportfolio-Suche; Stand: 05.11.2020
ETF-Portfolio Vanguard Regionen BIP

Quelle: justETF Musterportfolio-Suche; Stand: 05.11.2020
Aufpassen sollten Sie beim Vermischen der beiden Index-Anbieter in Ihrem Portfolio: Würden Sie beispielsweise einen MSCI World-ETF mit einem FTSE Emerging-ETF kombinieren, hätten Sie Südkorea und Polen nicht in Ihrem Portfolio. Umgekehrt gilt natürlich das Gleiche. Wenn Sie den FTSE Developed-Index mit dem MSCI Emerging Markets-Index mischen, haben Sie diese beiden Länder gleich doppelt im Depot. Um solche Klumpenrisiken zu vermeiden, sollten Sie sich nach Möglichkeit für einen der beiden Anbieter entscheiden.
Aus Sicht der ETF-Anbieter ist die Entscheidung für einen der Indizes jedoch nicht so einfach. Hier stellt sich die Frage, ob sie eher mehr Kunden mit dem bekannteren Markennamen oder mit einer möglicherweise niedrigeren Gesamtkostenquote anlocken. Wie anfangs bereits erwähnt, zieht der Markenname MSCI durch seine hohe Bekanntheit durchaus viele Anleger an. Die ETF-Anbieter werden sich also gut überlegen, ob sie – um eventuell ein paar Basispunkte zu sparen – den Index-Anbieter wechseln.
MSCI World und FTSE Developed im Detailvergleich
Sektor | MSCI World | FTSE Developed |
---|---|---|
Anzahl Titel | 1.607 | 2.139 |
Anzahl Länder | 23 | 25 |
Abdeckung | 85% des weltweit investierbaren Aktienmarkts | 90% des weltweit investierbaren Aktienmarkts |
Anzahl verfügbarer ETFs | 17 ETFs | 2 ETFs |
Davon sparplanfähig | 17 ETFs | 2 ETFs |
Gesamtkostenquote (TER) der ETFs | 0,12% - 0,50% | 0,12% |
5 größte Länder | USA (66,5%) Japan (7,9%) Großbritannien (4,0%) Frankreich (3,3%) Schweiz (3,2%) |
USA (61,1%) Japan (8,4%) Großbritannien (4,3%) Frankreich (3,1%) Schweiz (3,1%) |
5 größte Sektoren | Informationstechnologie (22,1%) Gesundheitswesen (13,8%) Finanzen (11,9%) Nicht-Basiskonsumgüter (11,8%) Industrie (10,4%) |
Technologie (21,9%) Gesundheitswesen (12,0%) Industriegüter und -services (10,9%) Banken und Finanzdienstleister (10,3%) Einzelhandel (8,8%) |
5 größte Unternehmen | Apple (4,5%) Microsoft (3,4%) Amazon (3,0%) Facebook (1,4%) Alphabet C (1,0%) |
Apple (4,1%) Microsoft (3,4%) Amazon (2,9%) Facebook (1,4%) Alphabet A (1,0%) |
Quelle: MSCI World, FTSE Developed; Stand: 30.09.2020