Wie du ETF-Namen einfach entschlüsselst

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ETF-Namen klingen beim ersten Mal oft verwirrend. Wir zeigen dir, wie du komplizierte ETF-Namen einfach entschlüsseln kannst.

Wie du ETF-Namen einfach entschlüsselst
 
Einer der längsten ETF-Namen in der justETF-Datenbank lautet: UBS ETF (LU) Barclays MSCI US Liquid Corporates Sustainable UCITS ETF (hedged to EUR) A-acc. Das sind ganze 91 Zeichen voller Fachbegriffe und Abkürzungen. Kryptische Namen wie dieser können auf ETF-Einsteiger abschreckend wirken. Dabei verbirgt sich dahinter meist eine einfache Logik.
Dieser Artikel erklärt dir diese Logik sowie die wichtigsten Abkürzungen. Außerdem zeigen wir dir, bei welchen Begriffen Verwechslungsgefahr besteht und wo du besonders aufmerksam sein musst.
 
 
Was dich in diesem Artikel erwartet

Die Grundstruktur eines ETF-Namen

Die Grundstruktur eines ETF-Namens

ETF-Namen setzen sich aus 4 Hauptbestandteilen zusammen

Ein ETF-Name ist aufgebaut wie ein Code. Richtig gelesen, lassen sich die ETF-Namen entschlüsseln – und zwar kinderleicht.
Es kann aber vorkommen, dass die Reihenfolge der Namensbausteine abweicht oder dass einzelne Bausteine wegfallen. Grundsätzlich sind alle Angaben im Namen auf Englisch.
Im Folgenden schauen wir uns die Bestandteile genauer an. Wir nutzen dafür drei ETFs der Anbieter Xtrackers, iShares und Lyxor und „entschlüsseln” diese Baustein für Baustein. Hier die Beispiel-ETFs:
  • Xtrackers S&P 500 UCITS ETF 1C (EUR hedged)
  • iShares Core DAX UCITS ETF (DE)
  • Lyxor EURO STOXX 50 Daily (-2x) Inverse UCITS ETF Acc

1. Emittent: Wer bietet den ETF an?

An erster Stelle steht meist die Marke des ETF-Anbieters. ETF-Anbieter sind in der Regel Tochtergesellschaften großer Banken oder Vermögensverwalter.
In unseren drei Beispielen sind das Xtrackers, iShares und Lyxor. Xtrackers ist die ETF-Marke der Deutschen Bank. iShares gehört zu BlackRock, dem aus den USA stammenden, weltweit größten Vermögensverwalter.
Lyxor ist seit 2022 Teil des französischen Vermögensverwalters Amundi, welcher seinerseits zur französischen Großbank Credit Agricole gehört.

2. Basis-Palette

Wie im Beispiel von iShares steht direkt hinter dem Anbieternamen manchmal der Begriff „Core” oder „Prime”. Dieser deutet auf eine Untergruppe innerhalb der Angebotspalette des jeweiligen Anbieters hin. Core-Produkte sind häufig sehr kostengünstige und besonders populäre ETFs, wie zum Beispiel auf den DAX oder den MSCI World.
Leicht zu verwechseln: Core und Prime kommen manchmal auch als Begriffe in Indexnamen vor, wie beispielsweise in „MSCI USA Prime Value”. Das hat wiederum nichts mit dem Hinweis auf besonders kostengünstige Produkte im Namen zu tun.

3. Index: Wo wird investiert?

An zweiter Position steht der Index, der vom ETF abgebildet wird. MSCI, STOXX und S&P sind Namen von bekannten Index-Anbietern. Die drei genannten Namen bilden die größten Index-Familien für ETFs auf Aktien. In unseren Beispielen werden die Indizes S&P 500, DAX und EURO STOXX 50 dargestellt.
Oftmals gibt der Indexname Aufschluss über die abgedeckte Region und die Anzahl der Einzeltitel im Index. Der EURO STOXX 50 zum Beispiel bietet Zugang zu Aktien der Eurozone und enthält die 50 größten börsengehandelten Unternehmen der Region.
Verwechslungsgefahr: Eurozone oder Europa?
Während der EURO STOXX 50-Index nur Unternehmen der Eurozone enthält, deckt der STOXX Europe 600 ganz Europa inklusive der Schweiz, Großbritannien und Skandinavien ab.
Als Zusatz zur Index-Beschreibung findet sich häufig die Abkürzung TR, NR oder TRN. TR steht für „Total Return”, NR beziehungsweise TRN stehen für „Net Return”. Diese Angaben sagen aus, ob die Wertentwicklung des nachgebildeten Index vor oder nach Steuern berechnet wird.
Dies hat keine direkte Auswirkung auf die Wertentwicklung des ETF. Als ETF-Anlegerin oder Anleger stehen dir alle Dividenden-Erträge der Aktien im Fonds zu.

4. Regulatorische Hinweise: wichtig für den Anlegerschutz

Hinter dem Indexnamen folgt häufig die Abkürzung „UCITS”. In den UCITS-Richtlinien werden eine Reihe von Anforderungen festgelegt, an die sich Anlagefonds in Europa halten müssen. Sie dienen speziell dem Schutz der Privatanleger. Dazu zählen Mindestanforderungen bezüglich der Diversifikation des Fonds: So dürfen unter anderem höchstens 20 Prozent des Nettovermögens eines Fonds in Wertpapiere eines einzelnen Unternehmens investiert werden.
Ein weiterer regulatorischer Begriff: „ETF” selbst. Dieser grenzt ETFs deutlich von anderen börsengehandelten Anlageinstrumenten wie ETCs oder ETNs ab, die oft unter dem Überbegriff ETPs (engl. „Exchange Traded Products”) zusammengefasst werden.
Im Gegensatz zu ETNs handelt es sich bei ETFs nicht um risikobehaftete Schuldverschreibungen von einer Bank, sondern die Anlegergelder befinden sich im sogenannten „Sondervermögen”, dem Fonds. Die Gelder sind somit von der Konkursmasse der Bank ausgeschlossen und unterliegen nicht dem Ausfallrisiko des Anbieters.
Bei allen betrachteten Beispielen sowie bei allen an Xetra gehandelten ETFs sprechen wir von UCITS-ETFs.

5. Merkmale des ETF: Details zur Anteilscheinklasse

Am Ende des ETF-Namens befinden sich meist kryptische Abkürzungen, die Rückschlüsse auf Zusatzangaben zur Anteilscheinklasse zulassen.
Ein Investmentfonds kann mehrere Anteilscheinklassen mit unterschiedlichen ISINs (Internationale Wertpapierkennnummern) begeben. Die Anteilscheinklassen können sich in der Höhe der Gebühren, der Währung sowie der Art der Ertragsverwendung unterscheiden. Diese Merkmale sind sehr hilfreich. Leider werden sie je nach ETF-Anbieter unterschiedlich abgekürzt.

Ertragsverwendung: ausschüttend oder thesaurierend

Die Ertragsverwendung informiert darüber, ob Dividenden der Aktien im Fonds ausgeschüttet oder reinvestiert werden (Thesaurierung). Bei Anleihen-ETFs sind es die Zinserträge.
Ausschüttende ETFs (engl. „distributing”) werden abgekürzt mit:
  • D
  • Dis
  • Dist
Thesaurierende ETFs (engl. „accumulating”) hingegen enthalten für gewöhnlich eine der folgenden Abkürzungen:
  • C
  • Acc
In unseren drei Beispielen macht nur der Xtrackers-ETF eine Angabe zur Ertragsverwendung. Es handelt sich dabei um die thesaurierende Anteilscheinklasse.
Tipp: Alle Infos findest du auch auf dem ETF-Profil!
Wenn der ETF-Name zum Beispiel keine Auskunft über die Ertragsverwendung liefert, findest du diese Information auf dem ETF-Profil bei justETF.

Währung der Anteilscheinklasse

Die Währung der Anteilscheinklasse gibt Aufschluss darüber, ob du ein Fremdwährungsrisiko eingehen würdest.
Der Xtrackers-Beispiel-ETF enthält die Anmerkung „EUR hedged”. Die S&P 500-Aktien, welche gewöhnlich in US-Dollar gehandelt werden, sind somit währungsgesichert (engl. „hedged”) in Euro (EUR). Damit entfällt das US-Dollar-Währungsrisiko.
Im Fall von währungsgesicherten ETFs findet sich häufig auch die Zusatzangabe „Daily” oder „Monthly”. Diese bestimmt, ob die Währungsabsicherung täglich oder monatlich angepasst wird.
Eine Währungsangabe ohne „hedged” im ETF-Namen gibt meist einen Hinweis auf die Handelswährung der Anteilsklasse. Gerade an der Londoner Börse oder der Schweizer Börse werden Produkte oft in verschiedenen Handelswährungen (CHF, GBP, EUR) angeboten.

Domizil nur dann im Namen, wenn es hervorgehoben werden soll

Teilweise heben ETF-Anbieter das Fondsdomizil im Namen hervor. Beispielsweise schreibt iShares bei ETFs, die in Deutschland aufgelegt wurden, „(DE)” in den ETF-Namen. UBS verwendet die Kürzel „(IE)” und „(LU)” für ETFs mit Fondsdomizil Irland beziehungsweise Luxemburg.
Seit der Investmentsteuerreform im Jahr 2018 ist die Besteuerung von ETFs weitgehend unabhängig vom Fondsdomizil. Mit einer wichtigen Ausnahme: Bei ETFs, die viele US-Aktien enthalten und den zugrunde liegenden Index physisch nachbilden, bietet das Fondsdomizil Irland steuerliche Vorteile.

Vorsicht bei folgenden Angaben: Short, 2x

So genannte „gehebelte ETFs" erkennst du an Kennzeichnungen wie „Leveraged”, „Double” oder „2x” im Namen. Solche ETFs ermöglichen risikofreudigen Investoren, die Bewegungen von Indizes mit dem Faktor Zwei oder Drei zu hebeln.
ETFs, die auf fallende Kurse setzen, sind am Ende meist mit dem Begriff „Short” gekennzeichnet. Befindet sich ein solcher Zusatz im Produktnamen, solltest du vorsichtig sein. Short- und Leveraged-Produkte beinhalten aufgrund ihrer Funktionsweise ein erhöhtes Risiko und sollten nur von sehr erfahrenen Anlegern genutzt werden. Dennoch lassen sich solche Anlagestrategien in einen Fonds und somit in ein Sondervermögen verpacken. Der Lyxor-ETF aus dem Beispiel ist ein UCITS-Fonds – trotz des Hebels und der inversen, mit Hilfe von Derivaten realisierten Strategie.
Verwechslungsgefahr: Short- und Anleihen-ETFs
Neben ETFs auf fallende Kurse mit dem Zusatz „Short” gibt es auch Anleihen-ETFs mit „Short” im Index-Namen. Hierbei bezeichnet der Zusatz „Short” (manchmal auch „Ultra-Short”) jedoch die Laufzeit der enthaltenen Anleihen mit sehr kurzer Restlaufzeit.

Fazit: ETF-Namen sind gar nicht so kompliziert

Zugegeben, ETF-Namen sind auf den ersten Blick oft nicht einfach formuliert und müssen erst einmal entschlüsselt werden. Aber die Namen folgen fast immer einer Logik und es wiederholen sich ständig die gleichen Begriffe und Abkürzungen. Die wichtigsten davon kennst du nun und besitzt damit die Grundkenntnisse zur „Decodierung” der Namen.
Der Name kann dir also schnell Aufschluss über wichtige Merkmale eines ETF geben. Das reicht jedoch nicht aus, um den passenden ETF zu wählen. Auf justETF beziehungsweise in unserer App findest du daher weitere Werkzeuge, die du zur ETF-Auswahl nutzen kannst:
  • Die Index-Beschreibungen auf dem ETF-Profil erklären den Index.
  • Die ETF Suche ermöglicht dir das Filtern und Vergleichen von ETFs.
  • ETF-Profile bieten einen Überblick über alle Merkmale.
 
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