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Marktupdate September 2024

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“Jumbo-Zinsschritt” der Fed, neue Allzeithochs bei Gold & Co. und sogar China kommt ins Rollen – mehr erfährst du in diesem Marktupdate.

Marktupdate September 2024
 
  • Level: Für Fortgeschrittene
  • Lesedauer: 7 Minuten
Großes Thema im September waren die ersten Enthüllungen zum geplanten Altersvorsorgedepot. Wir haben darüber in unserem letzten Live Q&A gesprochen und wir haben alle Infos, die bisher bekannt sind, in diesem Artikel zusammengetragen. Schau dir den unbedingt mal an. Wir behalten das Thema für dich auf jeden Fall weiter im Auge.
Das erwartet dich in diesem Marktupdate

Tops & Flops im Monat September

Im Spätsommer geht normalerweise nicht viel an der Börse. Vor allem der September ist als traditionell schlechtester Monat gefürchtet. US-Indizes haben in dieser Zeit die größten Verluste, auch Anleihen stehen nicht gut da und selbst der Goldkurs ist seit 2017 jedes Jahr im September gefallen.
Aber keine Regel ohne Ausnahme: Fangen wir mit dem Goldkurs an. Da jagt gerade ein Alltime High das Nächste – zuletzt am 26. September mit 2.391 Euro je Feinunze. Großen Anteil daran haben die Zentralbanken, die mehr und mehr Gold horten. Diesen Monat kam noch Unterstützung von der US-amerikanischen Notenbank FED dazu. Die hat nämlich die Zinsen gesenkt und zwar gleich um 0,5 Prozentpunkte. Darum geht’s später auch noch ausführlicher. Für Gold ist das gut, denn wie alle Rohstoffe wirft es keine Zinsen oder Dividenden ab. Je höher die Zinsen sind, umso attraktiver sind andere Investments wie Anleihen – und umgekehrt: Je niedriger die Zinsen, umso besser für Gold.
ETF Weltkarte Septmeber 2024
Der Blick auf unsere Karte zeigt: Auch für die Aktienmärkte war der September ein guter Monat. Besonders gut lief es – und ich kann kaum glauben, dass ich das sage, für China. Seit 2021 gab es fast nur schlechte Nachrichten. Erst Corona, dann noch eine ausgewachsene Immobilienkrise und der Konsum stockte auch. Seit Dezember 2021 hat der größte ETF auf den MSCI China A rund 40 Prozent verloren. Die Gründe für Chinas Probleme haben wir bereits in unserem Marktupdate Januar 2024 beleuchtet.
Doch jetzt geht’s plötzlich aufwärts – allein in der letzten Septemberwoche stieg der Kurs des ETFs um fast 16 Prozent. Das ist der größte Kurssprung seit der Finanzkrise 2008. Weil China in Schwellenländer-ETFs ein großes Gewicht einnimmt, haben auch diese von der Rallye profitiert: Für den größten ETF auf den MSCI Emerging Markets ging es im September beispielsweise um rund 6 Prozent nach oben.
Der Grund für die gute Entwicklung: Die chinesische Regierung will die Wirtschaft anschieben – und zwar mithilfe von Staatsanleihen in Höhe von umgerechnet rund 256 Milliarden Euro. Damit soll beispielsweise eine Art Abwrackprämie für alte Elektrogeräte finanziert werden, was den Konsum fördern soll.
Die große Frage ist jetzt: Ist Chinas Boom nachhaltig? Die fundamentalen Probleme der Immobilienbranche zumindest sind immer noch nicht gelöst.
Noch ein kurzer Blick auf die Sektoren: Auch da spiegelt sich die recht gute Entwicklung im September wider. Am schlechtesten lief es für Energie mit rund 5 Prozent Minus, gefolgt vom Gesundheitssektor mit einem Minus von etwa drei Prozent. Auch Finanzen hat leichte Verluste gemacht, alle anderen Branchen sind im Plus. Besonders gut lief es bei den Nicht-Basiskonsumgütern mit über 5 Prozent Zuwachs, sowie Grundstoffen und Versorgern mit jeweils etwas unter 5 Prozent Plus.

MSCI World Equal Weight unter der Lupe

Der MSCI World kann einem ein bisschen Leid tun. Er ist zwar einer der beliebtesten ETFs überhaupt, bekommt aber auch einiges an Kritik ab. Ein häufig geäußerter Punkt: Im MSCI World ist viel zu viel USA drin, das ist ein riesiges Klumpenrisiko!
Ja, das stimmt, der US-Anteil des MSCI World ist ziemlich groß. Er liegt aktuell bei rund 70 Prozent. Vor etwa zehn Jahren lag er übrigens “nur” bei 50 Prozent. Der Grund für dieses Wachstum ist, dass sich US-Konzerne in den letzten Jahren sehr gut entwickelt haben – insbesondere einzelne Unternehmen aus dem Tech-Bereich. Du profitierst hier also auch von der guten Performance dieser Unternehmen. Sollten sich andere Länder in Zukunft besser entwickeln als die USA, würde sich der Index mit der Zeit anpassen. Wenn dir der US-Anteil trotzdem zu groß ist, musst du aber nicht auf den MSCI World verzichten. Denn es gibt seit neuestem gleich zwei Alternativen:
Erstens einen ETF auf den MSCI World Equal Weight. Den hat Invesco Anfang September aufgelegt. Der Name verrät dir schon die Besonderheit des ETFs: Normalerweise basiert das Gewicht eines einzelnen Unternehmens auf der Marktkapitalisierung: Ist ein Unternehmen an der Börse viel wert, nimmt es auch ein größeres Gewicht im Index beziehungsweise im ETF ein. Bei Equal Weight ETFs ist das anders, dort wird jedes Unternehmen gleich gewichtet. Dadurch verändert sich auch das Verhältnis der Länder und Sektoren. Die USA sind in diesem Index nur noch mit knapp 43 Prozent vertreten. Dafür nimmt Japan fast dreimal so viel Gewicht ein wie im Mutter-Index. Danach folgt Kanada mit knapp sechs Prozent, was etwa doppelt so viel ist wie im “normalen” MSCI World.
Der größte Sektor ist nicht IT, sondern Industrie mit rund 18 Prozent. IT kommt mit circa 11 Prozent sogar erst auf Platz drei, nach Finanzen. Mit diesem ETF ist also auch das Klumpenrisiko in Sachen Tech deutlich kleiner als im “normalen” MSCI World, wo IT-Unternehmen knapp ein Viertel ausmachen. Noch ein paar Basics: Es ist ein thesaurierender ETF und er repliziert physisch mit der Sampling-Methode.
Weil sich der Börsenwert der enthaltenen Unternehmen ständig ändert, muss die Zusammensetzung regelmäßig angepasst werden: Um die gleiche Gewichtung aller Unternehmen sicherzustellen, muss der ETF Anteile verkaufen, wenn der Marktwert eines Unternehmens steigt. Umgekehrt gilt: Sinkt die Market Cap eines Unternehmens, müssen Anteile nachgekauft werden. Bei ETFs, die nach Marktkapitalisierung gewichten, ist das nicht nötig. Die regelmäßigen Transaktionen bei den Equal Weight ETFs verursachen natürlich Kosten.
Wie hoch diese internen Transaktionskosten voraussichtlich sind, kannst du übrigens normalerweise im KID des jeweiligen ETFs nachlesen. Beim neuen MSCI World Equal Weight von Invesco werden sie mit 0,09 Prozent angegeben. Entsprechend ist der ETF mit 0,2 Prozent TER nicht ganz günstig. Andererseits kostet er damit genauso viel wie der größte ETF auf den MSCI World (der keine solchen Transaktionskosten hat) und der teuerste liegt sogar bei 0,5 Prozent pro Jahr. Der MSCI World Equal Weight kann also recht gut mithalten.
Allerdings kann man natürlich die Frage stellen, wie sinnvoll es ist, dass alle Unternehmen das gleiche Gewicht haben. Natürlich bietet es einen gewissen Schutz, wenn einzelne, besonders hoch bewertete Unternehmen abstürzen. Allerdings “bezahlst” du diese Absicherung möglicherweise mit Performance-Einbußen. Elroy Dimson, Professor für Finanzen an der Cambridge Judge Business School hat Equal Weight ETFs auf einer Veranstaltung von ETF Stream als “erschreckend schlechte Idee” bezeichnet, weil sie, Zitat, “die Loser kaufen und die Gewinner verkaufen”. Zwar haben wir noch keine lange Historie für den ETF, aber ein Blick ins Factsheet des Index zeigt: Mit dem “normalen” MSCI World konnte er nicht mithalten.
Die zweite Option ist der MSCI World ex USA, also komplett ohne die USA. Auch hier gibt’s eine Neuerung: Denn seit Anfang September gibt es auf diesen Index einen neuen ETF von Amundi. Damit sind es immerhin schon mal zwei. Im März hatte Xtrackers einen solchen ETF aufgelegt und damit in dem kurzen Zeitraum beachtliche 300 Millionen Euro Fondsvermögen einsammeln können. Beide ETFs sind thesaurierend, replizieren physisch und erheben eine TER von 0,15 Prozent pro Jahr. Den MSCI World ex USA Index haben wir uns in diesem Artikel genauer angeschaut.
Wichtig zu wissen ist: Es ist nicht sinnvoll, die USA komplett aus dem Portfolio zu verbannen. Sie bringen extrem viel Wirtschaftskraft mit sich und sind ein wichtiger Baustein für breit diversifizierte Portfolios. Man kann die ETFs auf diesen Index aber gut mit reinen US-ETFs kombinieren. So kannst du selbst steuern, wie hoch der US-Anteil in deinem Portfolio sein soll.

Zahl des Monats

Die Zahl des Monats ist: 0,5. So groß war der Zinsschritt der FED – nach unten. Damit hat auch die US-amerikanische Notenbank die Zinswende eingeleitet. Mit einem “Jumbo-Zinsschritt”, so wurde er in den Medien genannt. Es gab zwar ein paar Wetten auf so eine große Zinssenkung, trotzdem kam es dann doch für die meisten überraschend. US-Indizes erzielten neue All Time Highs und der DAX kletterte zum ersten Mal über die 19.000 Punkte Marke. Kurz danach fielen die Kurse allerdings wieder – vermutlich auch, weil einige Investoren ihre Gewinne mitnahmen.
Insgesamt kann man aber sagen: Die Märkte feiern den Schritt. Es gibt aber auch kritische Stimmen. Christian Röhl, den wir ja auch schon im Interview hatten, weist auf X darauf hin, dass ein Zinsschritt dieser Größe “immer Vorbote oder Bestätigung für Krisen und Turbulenzen war”. Als Beispiele nennt er unter anderem den Dotcom-Crash, die Lehman-Pleite und den Corona-Crash. Andere fragen sich, ob es den großen Schritt nur deshalb gab, weil die FED hinter anderen Notenbanken hinterher hinkte? Die EZB beispielsweise hat bereits im Juni damit begonnen, die Zinsen zu senken. Der oberste Notenbanker Jerome Powell streitet das ab. Allerdings ist es mit der Politik der Notenbank ein bisschen so wie mit dem DFB-Team bei der WM: Jeder hat eine Meinung und weiß es definitiv besser als der Bundestrainer beziehungsweise der Chef der Notenbank.
Ob die Entscheidung Vorbote einer Krise ist oder ob die USA eine sanfte Landung hinbekommen, also die Inflation senken UND die Rezession vermeiden, das werden wohl die nächsten Monate zeigen.

Deutscher Fiskus vs. Fondsgesellschaften

Und sonst so? Ach ja – Der deutsche Staat muss Milliarden an Steuern zurückzahlen! Dazu hat ihn der Bundesfinanzhof verdonnert. Worum geht’s? Jahrelang mussten Fonds, die im EU-Ausland aufgelegt wurden und in Aktien deutscher Unternehmen investieren, Kapitalertragsteuer für Dividenden zahlen. Inländische Fonds mussten das nicht – jedenfalls bis zur Investmentsteuerreform 2018. Seitdem sind aus- und inländische Fonds steuerlich gleichgestellt. Doch in der Zeit davor hat Deutschland eben gegen europäisches Recht verstoßen, indem es die Fonds unterschiedlich behandelte. Das hat nun der BFH entschieden.
Geklagt hatte ein in Frankreich ansässiger Investmentfond. Für im Ausland aufgelegte Fonds ist die deutsche Kapitalertragsteuer quasi eine Quellensteuer. Die Rückerstattung übernehmen die Anbieter für dich – wenn du mehr darüber wissen willst, schau dir am besten unser Deep Dive Steuervideo an, da erklären wir das genauer.
Es gibt noch eine ganze Reihe weiterer Fondsgesellschaften, die eine Erstattung beantragt und nun Anspruch auf Rückzahlung haben. Mindestens 4 Milliarden Euro dürften es insgesamt werden, das hat der Bundesrechnungshof ausgerechnet. Es könnte am Ende aber auch doppelt so viel sein, denn das Geld muss auch verzinst werden. Und zwar mit 0,5 Prozent pro Monat, also satten sechs Prozent pro Jahr.
Auch wenn du das Geld nicht direkt bekommst, profitierst du trotzdem möglicherweise davon. Die Zahlung fließt ins Fondsvermögen und je nachdem, wie hoch sie war, könnten die Fonds ein wenig an Wert zulegen.
Das sind die Top ETFs auf den MSCI World
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