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Short ETFs & Leveraged ETFs im Check

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Eignen sich Short ETFs zur Depotabsicherung? Und lässt sich mit gehebelten ETFs mehr Rendite einfahren? Wir klären auf.

Short ETFs & Leveraged ETFs im Check
 
  • Level: Für Fortgeschrittene
  • Lesedauer: 6 Minuten
Das erwartet dich in diesem Artikel

Was sind Short ETFs und Leveraged ETFs?

Short ETFs, auch inverse ETFs genannt, sind börsengehandelte Indexfonds, die die kurzfristige – in der Regel tägliche – Kursbewegung eines gegebenen Index invers abbilden. Sprich: Steigt ein normaler DAX-ETF um 2 %, verliert der Short DAX-ETF entsprechend um 2 % an Wert – und umgekehrt.
Leveraged ETFs, auch gehebelte ETFs genannt, bilden einen Index dagegen mit einem Hebel ab. Das heißt: Steigt der DAX um 2 %, so steigt ein 2-fach gehebelter DAX-ETF entsprechend um 4 %.
So weit, so klar. Doch in der Praxis gibt es für dich, als Anleger, einiges zu beachten.

Wie funktionieren Short ETFs und Leveraged ETFs? Achtung, Pfadabhängigkeit!

In schwierigen Börsenzeiten wird schnell der Ruf nach Depotabsicherung laut und damit auch nach Absicherungsinstrumenten. Sind hierfür Short ETFs geeignet? Wir meinen nein!
Short ETFs als Depotabsicherung?
Short ETFs sind hochspekulative Instrumente, die für kurzfristiges Handeln auf Tagesbasis entwickelt wurden. Als Absicherungsinstrument sind sie ungeeignet. Im Folgenden zeigen wir dir die Gründe hierfür auf.
Wer Short ETFs in sein Depot kauft, sollte sich mit der Funktionsweise dieser Instrumente gut auskennen. Die Wertentwicklung des Short ETFs lässt sich nicht einfach mit minus eins multipliziert aus der Index-Entwicklung berechnen. Der Grund dafür ist die sogenannte Pfadabhängigkeit. Am besten kann diese an einem Beispiel erläutert werden.
Pfadabhängigkeit: Was bedeutet das?
In unserem Beispiel vergleichen wir die Entwicklung des normalen DAX (Long Index) und die eines Short Index mit täglicher Anpassung.
Tag 1: Am ersten Tag steigt der Long Index um 10 % von 100 auf 110. Der dazu passende Short Index fällt um -10 % von 100 auf 90. Soweit ist dies genau das Verhalten, das wir erwarten würden.
Tag 2: Auch am zweiten Tag steigt der Long Index um 10 % von 110 auf 121. Der Short Index fällt entsprechend ebenfalls um -10 %, also von 90 auf 81.
Pfadabhängigkeit von Short ETFs: Wenn 1 + 1 nicht gleich 2 ergibt
Die Gesamtperformance nach einem zweitägigen Investment zeigt jedoch, was Pfadabhängigkeit bedeutet. Während der Long Index insgesamt +21 % gewonnen hat, hat man mit dem Investment in den Short Index -19 % verloren.
Pfadabhängigkeit von Short und Leveraged ETFs
Quelle: justETF Research; Stand: 22.11.2024
Kommen wir zum 2. Beispiel:
Tag 1: Am ersten Tag steigt unser Long Index wieder um 10 % auf 110. Der entsprechende Short Index verhält sich wie im ersten Beispiel und verliert 10 % und notiert folglich bei 90. So weit, so klar.
Tag 2: Am zweiten Tag büßt unser Long Index nun seine gesamte Vortagesrendite wieder ein und verliert 9,1 %. Er notiert damit wieder +/-0 bei 100. Obwohl der Long Index +/- 0 % Performance gemacht hat, hat man mit einem Investment in den Short Index -1,8 % verloren.
Je länger man nun den Betrachtungszeitraum wählt, desto stärker kann sich das tatsächliche Ergebnis eines Investments in den Short Index von dem landläufig erwarteten Ergebnis unterscheiden.
Der Grund hierfür ist einfache Mathematik: Verliert dein Investment 10 %, dann reicht es nicht, am folgenden Tag 10 % an Wert zu gewinnen, um wieder bei +/- 0 zu landen. Je höher der entsprechende Verlust, desto höher die Hürde, um zurück auf den ursprünglichen Einstandswert zu kommen.
Diesem Effekt kannst du nur begegnen, wenn du täglich die Absicherungsposition auf den neuen Wert der abzusichernden Position anpasst. Dies ist für einen normalen Privatanleger aus unserer Sicht aber weder wirtschaftlich noch erstrebenswert – da es sich hier mehr um Trading als um langfristiges Investieren auf Buy and Hold Basis handelt. Du kannst dein Portfolio so also quasi nie „alleine lassen“, musst ständig ein Auge darauf werfen und wirst – da sind wir uns sicher – auch schlechter schlafen.
Mit Leveraged ETFs langfristig zur Überrendite?
Wie sieht es nun mit gehebelten ETFs aus? Auch wenn Leveraged ETFs in den letzten Jahren bei vielen Privatanlegern an Beliebtheit gewonnen haben, sollten die Risiken hier nicht außer Acht gelassen werden. Denn auch bei Leveraged ETFs wirkt die Pfadabhängigkeit bzw. der sogenannte „Volatility Drag“. Was ist damit gemeint? Kurz gesagt: Der Hebel wirkt sich besonders in volatilen Märkten negativ auf die Rendite aus. Folgendes Beispiel erklärt dies anhand hypothetischer – aber nicht unrealistischer – Tagesrenditen des S&P 500.

Beispielrechnung 1: S&P 500 fällt erst und steigt dann

S&P 500 Index S&P 500 2x Leveraged Index
Tag 1 1.000 1.000
Tag 2 950 (-5 %) 900 (-10 %)
Tag 3 1.000 (+5,26 %) 994,7 (+10,52 %)
Quelle: justETF Research; Stand: 22.11.2024

Beispielrechnung 2: S&P 500 steigt erst und fällt dann

S&P 500 Index S&P 500 2x Leveraged Index
Tag 1 1.000 1.000
Tag 2 1.050 (+5 %) 1.100 (+10 %)
Tag 3 1.000 (-4,76 %) 995,3 (+9,52 %)
Quelle: justETF Research; Stand: 22.11.2024
Du siehst also recht gut, welchen strukturellen Nachteil gehebelte ETFs – vor allem in volatilen Märkten – aufweisen. Egal ob der Index erst stark fällt und dann auf das Ausgangsniveau steigt oder andersherum: Mit dem gehebelten ETF bist du am Ende schlechter dran.
Das bedeutet im Umkehrschluss, dass gehebelte ETFs vor allem dann funktionieren, wenn die Märkte unter niedriger Volatilität steigen. Das Problem: Wir wissen nicht, wann die Volatilität im Markt ansteigt. Und zu hoffen, dass sie es nicht tut, um die eigene Rendite zu „pushen“, halten wir eher für Spekulieren als für rationales Investieren.
Wer oder was ist der „heilige Amumbo“?
Von einigen Usern der Social-Media-Plattform Reddit wurde vor einiger Zeit der „heilige Amumbo“ als Möglichkeit für langfristige Outperformance des Aktienmarkts ausgemacht. Noch nie davon gehört? Keine Sorge, wir klären auf. Bei diesem ETF handelt es sich um den Amundi ETF Leveraged MSCI USA Daily. Er bildet die Entwicklung des MSCI USA – der sehr ähnlich zum S&P 500 ist – mit einem 2-fachen Hebel ab. Vor allem während der Corona-Zeit und dem Börsenaufschwung im Anschluss an die Pandemie gewann der ETF unter Privatanlegern zunehmend an Beliebtheit. Warum wir gehebelte ETFs dennoch nicht als geeignetes Instrument für die meisten Privatanleger ansehen, zeigen wir euch anhand des folgenden Beispiels.
Mit dem Detailvergleich in der ETF Suche von justETF kannst du die Wertentwicklung von Short und Long ETFs auf den gleichen Index schnell und unkompliziert vergleichen. Wir haben dies für dich einmal anhand des Aktienindex DAX getan. Und weil wir gerade dabei waren, haben wir natürlich auch die entsprechenden gehebelten Produkte mit in den Vergleich aufgenommen.
Als Beginn des Vergleichszeitraums greifen wir auf das – zugegebenermaßen wilde – Börsenjahr 2020 zurück. Warum gerade dieses Jahr? Weil es illustriert, wie volatil der Aktienmarkt in Extremsituationen sein kann und wir uns gerade nicht gezielt die „besten“ Jahre heraussuchen sollten, sondern stattdessen lieber prüfen sollten, wie eine Strategie in schlechten Marktphasen performte. Denn als Aktieninvestor in ETFs musst du jederzeit mit Volatilität zurechtkommen und solltest im Zweifel lieber vom „Bad Case“ ausgehen. Sich passend zur eigenen Strategie nur „ruhige“ Börsenphasen rauszusuchen, ist dementsprechend nicht zielführend und kann mitunter zu großen Enttäuschungen und Verlusten führen.
Während man zu Jahresbeginn 2020 noch in etwa das erwartete Ergebnis beobachten kann, so zeigt der 1-Jahreschart doch ein deutlich anderes Bild:

Wertentwicklung des DAX, Short DAX, Leveraged DAX und Short Leveraged DAX

Wertentwicklung des DAX, Short DAX, Leveraged DAX und Short Leveraged DAX
Quelle: justETF Research; Stand: 22.11.2024
Und siehe da: Das turbulente Börsenjahr 2020 hättest du am Ende mit einem „normalen“ DAX-ETF am besten überstanden. Zugegeben: Wenn du mit deinem Short ETF kurzfristig und aktiv getradet hättest, wäre zwischenzeitlich ein Vielfaches der Rendite möglich gewesen – doch sind wir ehrlich: Wie realistisch ist es, in einer solchen Situation genau die richtigen Entscheidungen zu treffen? Wir sind der Meinung, dass das weder realistisch noch praktikabel ist (mehr Informationen dazu findest du in unserem Artikel „Markt-Timing: Wann ist der richtige Einstiegszeitpunkt an der Börse?“). Darüber hinaus hättest du mit den gehebelten bzw. geshorteten ETFs weitaus höhere Schwankungen aushalten müssen – in einem Markt, der für die meisten von uns bereits ohnehin volatil genug war.

Rendite/Risiko-Vergleich der DAX-ETFs

Index Rendite p.a. Risiko (Volatilität) p.a. Sharpe Ratio
DAX +3,02 % +32,50 % 0,09
Leveraged DAX (2x) -4,78 % +64,77 % -0,07
ShortDAX -14,54 % +32,50 % -0,44
Leveraged ShortDAX (2x) -33,56 % +64,71 % -0,52
Quelle: justETF Research; Stand: 22.11.2024

Fazit: Eignen sich Short ETFs und Leveraged ETFs für Privatanleger?

Unserer Meinung nach sind weder Short ETFs noch Leveraged ETFs für „normale“ Privatanleger-Depots geeignet. Der einfache Grund hierfür liegt in erster Linie in der oben beschriebenen Pfadabhängigkeit, der diese Produkte besonders unterliegen. Wer mehr Rendite einfahren möchte, sollte stattdessen im ersten Schritt die eigene Aktienquote erhöhen, bevor er über gehebelte ETFs nachdenkt. Für die Portfolioabsicherung wiederum ist und bleibt die Reduzierung des Risikos durch Reduzierung der risikotragenden Anlagen im Portfolio der einzig gangbare Weg. Sprich: Eine Reduzierung der Aktienquote im Portfolio und eine ausgewogene Diversifikation über mehrere Anlageklassen hinweg. Damit kannst du ruhig schlafen und sparst dir noch dazu die Mehrkosten für inverse und gehebelte ETFs. Denn Leveraged & Short ETFs verlangen nicht selten eine drei- bis fünfmal so hohe TER wie normale ETFs.
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