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Halbjahresbilanz an den Märkten

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Europa und die USA in verkehrten Welten? Und was erwartet uns im zweiten Halbjahr 2025?

Halbjahresbilanz an den Märkten
 
  • Level: Fortgeschritten
  • Lesedauer: 8 Minuten
Das erwartet dich in diesem Artikel

Wall Street auf neuen Allzeithochs – wie geht es weiter?

Die US-Aktienmärkte haben den Juni mit neuen Allzeithochs abgeschlossen.
Die US-Aktien übertrafen zunächst die bei Trumps Amtsantritt am 20. Januar erreichten Niveaus, kehrten im Vergleich zum Jahresanfang ins Plus zurück (zumindest in Dollar) und haben nun sogar die Allzeithochs von Mitte Februar übertroffen.

Entwicklung des S&P 500 seit Jahresbeginn (USD)

Entwicklung des S&P 500 seit Jahresbeginn (USD)
Quelle: justETF 30.06.2025
Betrachtet man jedoch den Medienrummel um die Ereignisse im Nahen Osten und natürlich die Themen Zölle und Zentralbankentscheidungen, muss man sich fast fragen, wie das alles möglich ist.
Viele von uns sind angesichts dieser Zahlen vielleicht etwas verwirrt.
Wenn wir nämlich unser Portfolio betrachten, stellen wir fest, dass ein börsengehandelter Fonds auf den S&P 500 immer noch rund 6 % unter seinem Allzeithoch liegt.

Entwicklung des S&P 500 seit Jahresbeginn (EUR)

Entwicklung des S&P 500 seit Jahresbeginn (EUR)
Quelle: justETF 30.06.2025
Wie lässt sich dieser Unterschied erklären? Die Antwort ist einfach: mit dem Wechselkurs.
Seit sechs Wochen in Folge ist der Euro gegenüber dem Dollar stärker geworden, was für uns europäische Anleger nachteilig ist. Die Wertentwicklung von Instrumenten wie dem S&P 500, die in US-Dollar berechnet werden, hängt nicht nur von der Entwicklung des Index, sondern auch von der Entwicklung des Euro-Dollar-Kurses ab.
Wenn also der Euro in diesem Zeitraum an Wert gewonnen hat (oder, wenn man so will, der Dollar an Wert verloren hat), wirken sich nicht nur die Markttrends, sondern auch die Wechselkursschwankungen auf unsere Performance aus.
justETF Tipp: In unserem Artikel zu Währungsrisiken von ETFs zeigen wir dir alles, was du zum Thema wissen musst.
In der Zwischenzeit ist die Volatilität – gemessen am VIX, auch bekannt als „Angst-Index“ – wieder unter die 20-Punkte-Marke gesunken, während Gold in der Nähe seiner Allzeithochs bleibt.

3 Jahres-ETC-Wertentwicklung auf Gold bis Juni 2025

3 Jahres-ETC-Wertentwicklung auf Gold bis Juni 2025
Quelle: justETF 30.06.2025
Bei näherer Betrachtung scheint es fast so, als ob die Märkte das „Best-Case-Szenario”, bereits „einpreisen“: einen stabilen Ölpreis, ein Ende der Konflikte und eine Rückkehr zum Frieden. Es muss jedoch betont werden, dass diese Szenarien noch weit davon entfernt sind, Realität zu werden.
Andererseits lehrt uns die Geschichte, dass die Märkte angesichts geopolitischer Risiken oft dazu neigen, vorübergehend zu fallen, um dann wieder zu steigen, wenn sich die Lage stabilisiert.
Und wie sieht es bei den Zöllen aus?
Der Handelskonflikt, der die Märkte seit Anfang des Jahres prägt, scheint in der Tat in einer Pause zu stecken.
Der von Donald Trump angezettelten Zollkrieg wurden am 2. April (dem sogenannten „Befreiungstag“) eingeführt und in der darauffolgenden Woche für 90 Tage ausgesetzt. Nun wurde dieser „Waffenstillstand” ein weiteres Mal verlängert – doch bisher sind keine konkreten Schritte in Richtung einer nachhaltigen Lösung zu erkennen.
Die Zölle von 10 % sind zwar noch in Kraft, aber die Märkte scheinen keineswegs auf eine plötzliche Rückkehr zu noch höheren Zöllen vorbereitet zu sein.
Das neue Narrativ ist, dass Trump alles so lassen könnte, wie es ist. Der 10 %ige Zoll, das größte Handelshemmnis seit dem Zweiten Weltkrieg, ist keine Neuigkeit mehr.
Wenn die USA beschließen, nur diese Zölle beizubehalten, würden der Rest der Welt und die Märkte selbst dies fast als Sieg ansehen. Folglich scheinen sie aktuell bereits das „Best-Case-Szenario” einzupreisen.

Was passiert in Europa?

Kommen wir zu Europa: Haben die Aktienmärkte diesseits des Atlantiks ihren Schwung verloren?
Wenn man bedenkt, dass zu Beginn des Jahres nur von den Rekordständen der europäischen Aktienmärkte im Vergleich zu den amerikanischen die Rede war, gab es über die vergangenen Wochen eine leichte Umkehr dieses Trends.
Insgesamt war die Outperformance europäischer Aktien eine eher ungewöhnliche Situation, wenn man sich die letzten Jahre ansieht, wie auch die folgende Grafik zeigt.

Langfristiger Vergleich der Performance von S&P 500 und STOXX 600

Langfristiger Vergleich der Performance von S&P 500 und STOXX 600
Quelle: justETF 30.06.2025

Zusammenfassend lässt sich über die letzten 32 Jahre Folgendes feststellen:

  • In 69 % der Fälle hat der S&P 500 besser abgeschnitten als der Stoxx Europe 600: In der Praxis hat der S&P 500 in etwa zwei von drei Jahren eine höhere Rendite erzielt.
  • In etwa 72 % der Jahre stiegen beide Indizes gemeinsam.
  • Das Risiko, dass mindestens einer der beiden Indizes das Jahr mit einem Minus abschließt, beträgt 28 %: In drei von zehn Jahren hat also mindestens einer der beiden Indizes einen Verlust verzeichnet.
  • In den letzten 32 Jahren lag die durchschnittliche jährliche Rendite des Stoxx Europe 600 bei 6,5 %, die des S&P 500 bei knapp 9,8 %.
Die Gründe für die relative Stärke des alten Kontinents (oder die Schwäche der USA) sind vielschichtig
Zunächst einmal war die Stimmung deutlich positiver. Viele Anleger sahen Europa in einer besseren Position als die USA, die stattdessen zwischen protektionistischen Maßnahmen und politischen Unwägbarkeiten zu stecken schienen.
Ein Großteil dieser Attraktivität erklärt sich aber auch durch die Bewertungskennzahlen.
Europäische Aktien waren im Vergleich zu US-Aktien deutlich „billiger“. Selbst diejenigen, die es nicht gewohnt sind, mit Bilanzzahlen zu hantieren, hatten es bemerkt: Die Preise waren im Verhältnis zu den Gewinnen oder dem Buchwert deutlich niedriger. Viele begannen, Europa mit neuen Augen zu betrachten und nach Möglichkeiten und Gelegenheiten Ausschau zu halten, in denen die Preise endlich attraktiv erschienen.
Doch Vorsicht: Die Tatsache, dass ein Markt oder ein Sektor ein niedrigeres KGV als in der Vergangenheit aufweist, ist keine Garantie dafür, dass es sich zu 100 % um eine „großartige Gelegenheit“ handelt.
Auf dem Papier stimmt es zwar, dass die erwarteten Erträge steigen, wenn man für jeden Euro Gewinn wenig zahlt.
Aber wie immer gibt es auch eine Kehrseite der Medaille: Ein niedriges KGV ist oft das Ergebnis enttäuschter Erwartungen in Bezug auf künftige Gewinne, höherer wahrgenommener Risiken oder sogar struktureller Veränderungen, die einen Sektor oder eine Region weniger attraktiv machen als zuvor.
Mit anderen Worten: Das Renditepotenzial wird höher, gerade weil man ein höheres Risiko eingehen muss, und der Markt weiß das.
Vergessen wir auch nicht die fiskalischen Anreize. Aus Berlin sind wichtige Signale in diese Richtung gekommen, und im Allgemeinen sind die öffentlichen Ausgaben, insbesondere die Verteidigungsausgaben, fast überall auf dem alten Kontinent gestiegen (oder werden voraussichtlich steigen), insbesondere jetzt, da die NATO-Länder die Militärausgaben bis 2035 schrittweise auf 5 % erhöhen müssen.
Im letzten Monat scheint sich das Blatt jedoch gedreht zu haben, und es war Amerika, das die europäischen Märkte übertraf.

Vergleich der Performance von S&P 500 und STOXX 600 im Juni 2025

Vergleich der Performance von S&P 500 und STOXX 600 im Juni 2025
Quelle: justETF 30.06.2025
Nun stellt sich die Frage: Handelt es sich nur um ein kurzfristiges Intermezzo, oder wird die Stärke Europas in den kommenden Monaten zurückkehren? Das werden die Märkte entscheiden.

Was von den Zentralbanken zu erwarten ist

Während die Wirtschaftsdaten eine US-Wirtschaft zeigen, die mit einer sinkenden Inflation und einem immer noch robusten Arbeitsmarkt zu kämpfen hat – Bedingungen, die normalerweise eine Zinssenkung erwarten lassen würden – hat die Federal Reserve beschlossen, die Zinssätze stabil zu halten und sie zwischen 4,25 % und 4,5 % zu belassen.
Trump seinerseits fordert weiterhin eine Senkung der Zinsen (mindestens -2/-3 %) und kritisiert Fed-Chef Powell öffentlich, der jedoch die Unabhängigkeit der Fed bekräftigt.
Was die Prognosen betrifft, so haben die Mitglieder der Federal Reserve die mittlere Inflationsschätzung für Ende 2025 von 2,7 % auf 3 % nach oben korrigiert. Gleichzeitig senkten sie die Wachstumsschätzung für 2025 von 1,7 % auf 1,4 %. Bis Ende dieses Jahres rechnen sie mit einer Arbeitslosenquote von 4,5 %, die damit leicht über der vorherigen Prognose liegt.
Die Fed rechnet nun mit zwei Zinssenkungen im Jahr 2025 bis zum Ende des Jahres.
Und die EZB?
Die Europäische Zentralbank hingegen setzt ihre Zinssenkungen fort: von 2,25 % auf 2 %.
Dies ist die achte Senkung in Folge seit Juni 2024, und einige Analysten glauben, dass es die letzte sein könnte.
Die Inflation liegt jetzt bei etwa 2 %, was genau dem durchschnittlichen Ziel der EZB entspricht, und bei diesem Wert ist der Realzins praktisch null oder sogar leicht negativ.
Neuen Expertenprojektionen zufolge dürfte sich die Gesamtinflation auf durchschnittlich 2,0 % im Jahr 2025 und 1,6 % im Jahr 2026 abschwächen, bevor sie im Jahr 2027 auf 2,0 % steigt.

Marktüberblick

Was die Märkte betrifft, so war der Juni für die wichtigsten Anlageklassen ein positiver Monat.

Die wichtigsten Märkte im Überblick

Die wichtigsten Märkte im Überblick
Quelle: justETF 09.07.2025
Alle wichtigen Anlageklassen beendeten den Juni positiv, wobei die Rohstoffe am meisten zu kämpfen hatten.
Die wichtigsten Länder-ETFs (Juni)
Betrachtet man die einzelnen Länder, so stellt man fest, dass europäische Märkte seit Jahresbeginn die besten Ergebnisse erzielt haben. Dagegen hatten Indien und andere Schwellenländer sowie die USA mehr Schwierigkeiten.

Performance verschiedener Länder-ETFs (YTD)

Performance verschiedener Länder-ETFs (YTD)
Quelle: justETF 09.07.2025

Was ist in den kommenden Monaten zu erwarten?

Ende Juni ist nicht nur das Quartalsende, sondern auch das Ende des ersten Semesters.
Dies sind besonders Schlüsselmomente im Kalender der Fondsmanager, die ihre Portfolios neu auszurichten versuchen und gegebenenfalls bei bestimmten Vermögenswerten die eigene Allokation anpassen.
Kurzum, wir stehen vor einer echten Übergangsphase, in der es zu mehreren Neupositionierungen am Markt kommen kann.
Im Juli beginnt auch die neue Quartalsberichtssaison, die sich auf das zweite Quartal des Jahres bezieht, ein entscheidendes Datum, um zu verstehen, wie es um “Corporate America” wirklich bestellt ist.
Indes dürfen wir außerdem nicht die Zölle vergessen, die weiter Einfluss auf die Märkte haben dürften – zumindest wenn Trump seine erratische Politik diesbezüglich weiter fortführt.
Auch wenn der Markt derzeit noch nicht mit einer Zinssenkung bereits in diesem Monat zu rechnen scheint, könnten sich auf der Juli-Sitzung wirklich entscheidende Informationen über die künftige Ausrichtung der Geldpolitik von Seiten der Fed ergeben.
Was das Wirtschaftswachstum betrifft, so ist es erwähnenswert, dass das GDPNow der Atlanta Fed für das abgelaufene Quartal ein Wachstum von 2,9 % prognostiziert. Dies würde bedeuten, dass zwei aufeinanderfolgende Quartale mit negativem BIP vermieden werden, wodurch das, was in den Lehrbüchern als „technische Rezession“ bezeichnet wird, abgewendet werden könnte.
Schließlich scheint Kapital in US-Assets zurückzukehren, was auf eine Verlangsamung der Fluchtbewegung hindeutet, doch bleibt der grundlegende Trend der allmähliche Rückzug aus dem Dollar, der kürzlich auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahren gefallen ist. Nach Ansicht vieler Analysten wird diese Dynamik noch einige Zeit anhalten.
Dennoch zeigen sich die Anleger alles andere als gewillt, die großen amerikanischen Technologieunternehmen, die sogenannten Hyperscaler, die der eigentliche Motor der Innovation und des Marktes sind, aufzugeben.
Solange diese Unternehmen ihr derzeitiges Wachstum und ihre Dynamik beibehalten, wird der US-Aktienmarkt aus offensichtlichen Gründen weiter eine hohe Relevanz behalten.
Als ETF-Fan solltest du allerdings ohnehin breit diversifiziert in möglichst alle Länder und Branchen dieser Welt investiert. Damit ist die Entwicklung der USA zwar wichtig, aber nicht allein entscheidend über den Erfolg deines ETF-Depots.
Solange du genug Zeit mitbringst und etwaige Baisse-Phasen durchhalten kannst, kann weiter positiv in die Zukunft geblickt werden.
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