Kennst du das auch? Du besparst deinen Welt-ETF bereits fleißig seit vielen Jahren und inzwischen ist hier einiges zusammengekommen. Ist es jetzt an der Zeit, lieber einen anderen ETF zu besparen, um Risiken zu minimieren? Wir schauen uns das genauer an.
Das erwartet dich in diesem Artikel
Ist es gefährlich, all mein Geld in einen ETF zu stecken?
Theoretisch kannst du so viel Geld in einen ETF stecken, wie du willst. Das gilt vor allem, wenn wir über deinen Grundstock sprechen, also einen breit gestreuten Welt-ETF. Wenn du zusätzlich noch Themen-ETFs besparst, zum Beispiel nach einem Core-Satellite-Ansatz, dann sollte natürlich auf jeden Fall das Verhältnis zu deinem Kern-Investment stimmen!
Grundsätzlich gibt es also keine „Obergrenze” für dein Investment. Denn ETFs sind Sondervermögen und fallen bei einer Insolvenz eines ETF-Anbieters nicht in die Insolvenzmasse. Ein bisschen so wie bei einem Haus, das du vermietest. Wenn hier die von dir engagierte Hausverwaltung pleitegeht, gehört dir das Haus natürlich weiterhin. Sprich: Eigentlich musst du bei deinem ETF nicht auf weitere Produkte setzen – einer reicht. Aber es gibt dennoch ein paar Gründe, weshalb es sinnvoll sein kann, irgendwann einen neuen ETF auf den gleichen Index zu besparen.
Drei Gründe für einen weiteren ETF
Der erste Grund
Ganz simpel: Es gibt neue, billigere ETFs. Im Augenblick sind die ETF-Anbieter ja richtiggehend in einem Preiskampf und unterbieten sich gegenseitig. Die günstigsten ETFs auf den
MSCI World zum Beispiel kosten gerade mal 0,1 oder 0,12 Prozent pro Jahr. Der älteste ETF auf denselben Index kostet 0,5 Prozent – klingt nicht viel, ist aber das Fünffache.
Wie sich das über die Jahre summiert, zeigt ein Vergleich mit unserem
justETF Sparplan Rechner. Angenommen, du investierst zwanzig Jahre lang 150 Euro pro Monat in einen ETF bei einer durchschnittlichen Rendite von 5 Prozent pro Jahr. Mit einem billigen ETF kostet dich das über die gesamte Zeit 857 Euro. Beim teuren ETF sind es 3.475 Euro.
Außerdem solltest du auch die Kosten für Sparpläne und Orders im Blick behalten. Denn es kann auch sein, dass du einen von dir ausgewählten ETF nach einiger Zeit gar nicht mehr per Sparplan besparen kannst – oder zumindest nicht mehr kostenlos. Hier bieten sich vor allem Neobroker an.
Der zweite Grund
Du verteilst dein Risiko – nämlich für den Fall, dass dein ETF geschlossen oder gemergt wird. Du erhältst zwar dein Geld zurück (das wird dann so behandelt, als hättest du deine Anteile verkauft). Aber es kann sein, dass der Verkauf zu dem Zeitpunkt für dich ungünstig ist – zum Beispiel, weil du deinen Sparerpauschbetrag schon ausgereizt hast. Und sollte der ETF geschlossen werden, weil der Anbieter pleitegegangen ist, kann es eine Weile dauern, bis du dein Geld tatsächlich zurückbekommst. Das ist dann natürlich blöd, vor allem wenn du schon in der Entnahmephase bist und das Geld tatsächlich brauchst.
Doch keine Angst: Das Geschäftsmodell von klassischen ETF-Anbietern wie
BlackRock (iShares) oder
Vanguard ist vergleichsweise risikoarm und beispielsweise nicht mit dem Geschäft einer klassischen Bank zu vergleichen. Daher ist der Insolvenzfall von einem der großen ETF-Anbieter sehr unwahrscheinlich. Aber ausgeschlossen ist natürlich auch das nicht.
Der dritte Grund
Und schließlich kannst du auch Steuern sparen, wenn du irgendwann auf einen neuen ETF setzt. Denn in Deutschland gilt das Prinzip „First in, first out”, kurz: FIFO. Das Prinzip gibt’s auch in der Logistik: Die Sachen, die am längsten im Lager liegen, werden als erstes verkauft. Bei deinen ETF-Anteilen ist es genauso: Bei einem Verkauf gehen als erstes die Anteile „über die Ladentheke”, die du als erstes gekauft hast. Die ältesten also. Das sind natürlich auch die, die über die Zeit am meisten an Wert gewinnen konnten – hoffentlich jedenfalls. Das bedeutet aber auch: Es fallen mehr Steuern an, als wenn du jüngere Anteile mit weniger Wertgewinn verkauft hättest.
Ein Beispiel: Du hast vor zehn Jahren 300 ETF-Anteile zu je 10 Euro gekauft. Fünf Jahre später hast du 300 weitere Anteile vom selben ETF gekauft, zu diesem Zeitpunkt für 12 Euro pro Stück. Heute verkaufst du 300 Anteile – und bekommst dafür 15 Euro pro Stück. Mit den älteren Anteilen hast du einen Gewinn von insgesamt 1500 Euro erzielt. Damit liegst du über den Freibetrag von 1.000 Euro. Könntest du die jüngeren Anteile zuerst verkaufen, wären es nur 900 Euro Gewinn – du müsstest also keine Steuern zahlen.
Das ist aber nur möglich, wenn du dein Depot vor dem Verkauf zu einem anderen Broker transferierst (Depotübertrag) oder wenn du zwischenzeitlich einen anderen ETF bespart hast. Es kann sich also lohnen, nach einigen Jahren auf einen anderen ETF umzusteigen. Wenn du dann Geld entnehmen willst, verkaufst du zuerst die Anteile des jüngeren ETFs.
Darauf musst du achten
Der Zweit-ETF sollte den gleichen Fokus wie der erste ETF haben – es sollte also möglichst der gleiche Index sein. Wenn du bisher einen ETF auf den
FTSE All World besparst, solltest du dir also nicht als Ersatz einen ETF auf den MSCI World heraussuchen, sondern eher auf den globalen
MSCI ACWI setzen. Denn hier sind – wie beim FTSE All World – auch Schwellenländer dabei. Ansonsten läufst du Gefahr, dir unbeabsichtigt Klumpenrisiken ins Depot zu holen.
Wenn du mehrere ETFs parallel besparst, solltest du auf die Kosten achten. Erhebt dein Broker Gebühren für die einzelne Sparplanausführung? Dann solltest du genau durchrechnen, was sich für dich lohnt. Und schau gern bei unserem
ETF Sparplan Vergleich, ob es nicht einen besseren Broker für dich gibt.
Außerdem solltest du aufpassen, dass dein Depot nicht irgendwann so kompliziert ist, dass du den Überblick verlierst. Wenn das bei dir der Fall ist, dann zeigen wir dir hier,
was zu tun ist, wenn du zu viele ETFs im Portfolio hast.
Fazit
In diesem Artikel haben wir dir gezeigt, warum du zwar theoretisch so viel Geld, wie du magst, in einen beliebigen ETF stecken kannst, das praktisch aber nicht unbedingt tun solltest. Wer es einfach haben möchte und sich nicht um steuerliche Optmierungungsmöglichkeiten à la FIFO kümmern will, fährt mit einem
1-ETF-Portfolio weiterhin sehr gut.