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Indizes: Die passiven Portfolio-Manager

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ETFs basieren auf Indizes. Ein ETF bildet die Wertentwicklung eines Index möglichst genau ab. Doch wer steckt hinter den zahlreichen Index-Familien? Immerhin vertrauen Sie Ihr Geld der Investment-Strategie an, die dem Index zugrunde liegt.

Indizes: Die passiven Portfolio-Manager
 
Was und wer hinter den Indizes steckt, erklärt sich leichter mit einem Blick in die Geschichte. Der Urvater aller Börsenindizes wurde 1884 von Charles Dow und Edward Jones gestartet. Sie haben bestimmt schon von den beiden gehört, die Geschäftspartner haben zum Beispiel auch das Wallstreet Journal gegründet. Die Verleger wollten den boomenden Markt für Eisenbahnaktien beschreibbar machen. Dow entwarf eine vergleichsweise simple Methode, um die Preisentwicklung der Eisenbahnaktien in einer einzigen Kennziffer darzustellen. Nachdem sich Eisenbahnaktien kurz darauf als sagenhafte Blase erwiesen, wurde der Index auf alle Industrien verbreitert. So entstand der noch heute berechnete Dow Jones Industrial Average. Der Dow Jones ist heute ein sehr bekanntes Barometer und das Wallstreet Journal noch immer das Referenz-Medium in den USA. Ähnlich, nur etwas langsamer, verlief die Entwicklung in anderen Regionen der Welt. Die Index-Berechnung war zunächst also eine Sache mächtiger Verlagshäuser.

Anfang des 20. Jahrhunderts begannen dann die Aktien-Börsen, ihre eigenen Indizes zu berechnen. Die Preisinformationen mussten ja nicht erst teuer eingekauft werden, sondern entstanden am eigenen Handelsplatz. Dadurch entstand für die Verlagshäuser Konkurrenz von Seiten der staatlichen oder gemeinschaftlich organisierten Wertpapierbörsen. Im Falle des Anbieters FTSE kamen beide Parteien sogar zusammen, denn FTSE wurde von der Financial Times und der Londoner Börse gegründet.

Erst später kam der Wunsch auf, mit Indizes den Erfolg des Portfolio-Managements zu messen. Vor diesem Hintergrund wurde 1986 der große Index-Berechner MSCI ins Leben gerufen, geschmiedet aus den existierenden Indizes der großen US-Fondsgesellschaft Capital International und der Investmentbank Morgan Stanley. Heute ist MSCI der größte Anbieter von Aktien-Indizes.

Zur genauen Index-Berechnung müssen zudem umfangreiche Kapitalmarkt-Daten erhoben und verwertet werden, was das Index-Geschäft schließlich zum Datengeschäft machte.
 

Lizenzen als Turbo im Index-Geschäft  

Erst in den späten 1970-er Jahren wurden in den USA Indizes auch als investierbares Portfolio betrachtet, in Europa erst Mitte der 80-er Jahre. Statt eines teuren Fondsmanagers werden einfach Index-Daten zur Portfoliogestaltung genutzt – wie bei ETFs eben auch. Das erwies sich als sehr lukrativ für die Index-Anbieter. Die erfolgreichen Anbieter hatten stets ihre Marke und ihr Wissen geschützt, und so erwuchs aus dem Datengeschäft mit Index-Daten und Kapitalmarktinformationen ein mächtiges Lizenzgeschäft: ohne Lizenz kein passives Finanzprodukt. Da besonders bei ETFs die Lizenzgebühren fast immer an die Höhe des verwalteten Vermögen gekoppelt und ETFs weltweit auf dem Siegeszug sind, wurde das Index-Geschäft schnell enorm profitabel.

Lizenz-Zahlungen sind jedoch auch fällig, wenn Sie die Indizes nur öffentlich zum Vergleich heranziehen, ihre Komponenten abrufen möchten oder sie zur Berechnung und Darstellung etwa in Factsheets nutzen. Nur die wenigsten Anbieter stellen ihre Indexdaten und besonders deren Bestandteile kostenfrei öffentlich zur Verfügung. Selbst Profis können Index-Daten über verbreitete Informationssysteme wie Bloomberg oder Reuters nur gegen gesonderte Lizenzverträge beziehen.

Am Besten können Sie diese Entwicklung anhand der Entwicklung der MSCI-Aktie nachverfolgen. Nach der Fusion mit dem Risikomanager Barra 2004 und dem Ausstieg von Morgan Stanley wurde MSCI 2007 an der Börse gelistet – seither eine Erfolgsstory. Die Firma wies 2017 einen Umsatz von 1,3 Milliarden US-Dollar aus – bei einem operativen Gewinn von sagenhaften 579 Millionen US-Dollar. Die Marktkapitalisierung liegt bei rund 13 Milliarden US-Dollar. Doch auch bei vielen Wertpapierbörsen trägt das Index-Geschäft in hohem Maße zu den Gewinnen bei.
 

Anleihen-Indizes – eine andere Welt

Anleihen werden nur zu einem geringen Bruchteil an der Börse gehandelt. Der meiste Handel wird zwischen den Investmentbanken getätigt. Dort entstehen also auch die Grundlagen für die Index-Berechnung: verlässliche Preise. Daher werden die meisten Anleihe-Barometer von den Banken selbst berechnet. Bekannte Beispiele: Citi, JP Morgan oder Barclays. Zunächst wurden die Index-Daten und Preis-Feeds von den Banken ihren institutionellen Kunden als Benchmark und zum Reporting zur Verfügung gestellt und als Service verstanden.

Erst mit dem Aufkommen von Anleihen-Indexfonds und Anleihen-ETFs hat sich das Geschäft verändert. Auch im Anleihenbereich entwickelte sich ein sehr großes und profitables Index-Lizenzgeschäft. In Folge der Finanzkrise 2008/2009 wurden die Vorschriften für Banken allerdings so strikt, dass der Betrieb eines Index-Geschäfts unter dem Dach einer Bank immer schwieriger zu realisieren war. Die Barclays-Indizes wechselten beispielsweise 2015 zum Informationsanbieter Bloomberg. Die iBoxx-Indizes werden dagegen von einer eigenständigen Firma namens IHS MarkIT berechnet, gegründet als Konsortium zahlreicher Investmentbanken. Heute sind sie börsennotiert.
 

Neue Player im Index-Geschäft

Die enormen Margen und der Hunger der passiven Fondsanbieter nach neuen Indizes hat neben den bekannten Namen in der Folge zahlreiche neue Anbieter hervorgebracht. Einige kleinere Anbieter konnten mit Nischenthemen wie Robotik oder Cyber-Sicherheit jüngst spektakuläre Erfolge vorweisen, andere versuchen über die Preisgestaltung eher Anklang zu finden. Solactive zum Beispiel ist ein Indexanbieter aus Deutschland, der Indizes zum Festpreis anbietet. Einige ETF-Anbieter wie WisdomTree, VanEck, Franklin Templeton, First Trust Global Portfolios oder Ossiam haben außerdem eigene Indizes gestartet.

Damit Sie nicht die Übersicht verlieren, haben wir am Ende des Artikels die wichtigsten Anbieter in einer Tabelle zusammengestellt.
 

Günstigere Produkte mit weniger bekannten Indizes?

Wie Sie jedoch schon gemerkt haben, verfolgen fast alle Index-Anbieter harte wirtschaftliche Interessen. Dem widerspricht eigentlich der Gedanke vom langfristigen, passiven Investieren. Denn das soll ja möglichst günstig sein, je mehr in die jeweilige Strategie investiert wird. Gemeinnützige Indizes wurden jedoch bislang noch nicht aufgelegt.

Ein ETF-Anbieter muss deswegen pro Jahr zwischen 0,01 Prozent und 0,5 Prozent des Fondsvermögens an den Index-Anbieter abgeben. Je spezieller, bekannter oder exklusiver der Index, desto teurer ist in der Regel die Lizenz. Ließe sich da etwas sparen?

Die derzeit günstigsten ETFs auf Xetra mit einer Gesamtkostenquote (kurz TER) von nur 0,04 Prozent nutzen zum Beispiel Indizes von Morningstar. Der Index-Anbieter ist zwar ein renommierter Anbieter von Fonds-Research, aber weniger bekannt für seine Index-Familie. Folglich ist die Index-Lizenz günstig zu haben, und Lyxor kann seinen ETF zu Kampfpreisen anbieten.

Das funktioniert leider nicht immer: ETFs werden eigentlich nur durch großes Volumen günstiger. Das Volumen ist meist dann groß, wenn die Strategie bekannt und akzeptiert ist. Das bedeutet hohe Index-Kosten, die dann aber wegen des hohen Volumens weniger ins Gewicht fallen.
 

Neue Kräfte erfordern Regulierung und Qualität

Bis vor Kurzem hätten Sie Ihren eigenen Index konstruieren und an einen ETF-Anbieter lizenzieren können. Technisch lässt sich ein Aktienindex mit der Rechenkraft eines einzigen Smartphones heute problemlos sekündlich berechnen. Die Index-Formel ist kein Hexenwerk.

Aber weil sich mittlerweile sehr große Vermögen nur noch am Index orientieren, hätten schon kleinste Fehler oder Manipulationen enorme Auswirkungen. Erinnern Sie sich an den Libor-Skandal? Im Jahr 2011 kam ans Licht, dass mehrere Investmentbanken den Londoner Referenzzins regelmäßig zum eigenen Vorteil manipuliert haben sollen. Riesige Schäden bei Großanlegern waren die Folge.

Dies nahm die EU-Kommission zum Anlass und hat die europäische Finanzaufsicht Esma 2013 beauftragt, Regeln für die Index-Berechnung zu entwickeln. Darunter fallen auch fast alle Indizes, die als Grundlage für ETFs dienen. Mitte 2016 wurde schließlich eine Verordnung erlassen, die seit dem Jahresbeginn 2018 gilt und bis 2020 von allen in der EU tätigen Index-Anbietern eingehalten werden muss. Die so genannten ESMA Benchmark Regulations umfassen unter anderem:
  • Veröffentlichungspflicht für das Regelwerk
  • Dokumentationspflicht für die zugrunde liegenden Daten
  • Dokumentationspflicht für den Berechnungsprozess/Regelwerk
  • Dokumentationspflicht bei Korrekturen
  • jährliche externe Wirtschaftsprüfung bei besonders häufig genutzten Indizes und bei allen Rohstoff-Indizes
  • Regelung der Verantwortlichkeiten Index-Berechner/Datenlieferant
  • Ablauf von Kundenbeschwerden
Die Index-Anbieter müssen sich bis 2020 bei der Esma registrieren lassen und erscheinen dann in einer öffentlich zugänglichen Liste. Per Dezember 2018 war die Liste jedoch noch lange nicht vollständig.
 

Ein Index ist auch kein Free Lunch

Hinter einem Kapitalmarkt-Index stecken eben nicht nur Formeln, sondern auch ein sehr lukratives Geschäft. Auch wenn ETFs weitgehend automatisiert durch den Index verwaltet werden, entstehen Kosten für die Index-Lizenz. Diese Kosten zahlen die ETF-Anbieter aus der Total Expense Ratio (TER). Eine hohe TER ist also eine Indikation, dass der Index ebenfalls teuer sein kann. Das gilt besonders für die Welle von Smart Beta-ETFs und Trend-ETFs.

Aufgrund der neuen Index-Regulierung in Europa werden die Kosten für Index-Lizenzen vermutlich auch nicht günstiger. Allerdings können Sie künftig von der höheren Qualität auch unbekannterer Indizes profitieren.
 
Tipp: Damit Sie leichter die ETFs einer Indexfamilie finden, können Sie bei justETF seit Kurzem die Indexfamilien als Suchkriterium benutzen. Wie in diesem Beispiel für die MSCI-Indexfamilie.

Auswahl bekannter Index-Familien

Indexfamilie Anlageklasse Eigentümer der Indexfamilie Art des Unternehmens
Bloomberg Barclays Anleihen Bloomberg Informations- und Datenanbieter
DAX Aktien Deutsche Börse AG Börsenbetreiber
Dow Jones Aktien S&P Global Informations- und Datenanbieter
FTSE Aktien London Stock Exchange Börsenbetreiber
iBoxx Anleihen IHS MarkIT Informations- und Datenanbieter
JP Morgan Anleihen JP Morgan Internationale Bank
MSCI Aktien MSCI Inc. Informations- und Datenanbieter
Standard & Poors Aktien S&P / Dow Jones Informations- und Datenanbieter
STOXX Aktien Deutsche Börse AG Börsenbetreiber
Quelle: justETF Research, Dezember 2018
 
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