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Wertpapierleihe in ETFs: Zusatzertrag mit Risiken

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Die Wertpapierleihe ist eine Möglichkeit für Fondsmanager, die Wertentwicklung (Performance) eines ETFs zu verbessern. Erfahren Sie hier, wie das Leihgeschäft mit Wertpapieren funktioniert und wie Sie als Anleger davon profitieren können.

Wertpapierleihe in ETFs: Zusatzertrag mit Risiken
 
Wussten Sie schon, dass man Aktien oder Anleihen im Portfolio an eine Drittpartei verleihen kann, um damit Leihgebühren zu vereinnahmen und die Portfoliorendite zu verbessern? Dieses Finanzgeschäft wird als Wertpapierleihe bezeichnet. Dabei geht es um einen 1,72 Billionen US-Dollar (ca. 1,45 Billionen Euro) großen Markt, an dem hauptsächlich große Finanzhäuser, Emittenten von Rentenfonds, Versicherer oder auch ETF-Anbieter teilnehmen.

Wenn Sie einen ETF besitzen, ist es höchst wahrscheinlich, dass Wertpapiere darin zeitweilig verliehen werden. Entleiher sind häufig Hedgefonds, Market-Maker, Investmentbanken oder auch äußerst ambitionierte private Händler.

Obwohl die Wertpapierleihe unmittelbar nach der letzten Finanzkrise für einiges Aufsehen gesorgt hat, ist sie immer noch eine beliebte Praxis. Denn sie gilt als relativ sicher, verschafft dem Markt zusätzliche Liquidität und fördert eine effiziente Preisfindung.

Bei ETF-Managern ist die Wertpapierleihe beliebt, da sie eine einfache Möglichkeit bietet, zusätzliche Einnahmen zu erzielen, wodurch die Fondskosten sinken und der ETF seinen Index noch besser nachbilden kann.

Entleiher nutzen ausgeliehene Wertpapiere häufig für das sogenannte „Short-Selling“, um eine andere, im Fonds vorhandene Position abzusichern, ihrer Stimme auf einer Hauptversammlung mehr Gehör zu verschaffen oder auch dafür, sie im Rahmen von Arbitragegeschäften zu nutzen.
 

Wie die Wertpapierleihe funktioniert

Ihr ETF kann einzelne Wertpapiere innerhalb des Fonds an eine Drittpartei verleihen. Im Gegenzug zahlt der Entleiher eine Gebühr und hinterlegt Sicherheiten, damit der Fonds im kritischen Fall gegen Zahlungsunfähigkeit geschützt ist.

Falls der Entleiher nicht in der Lage (oder nicht gewillt) sein sollte, die Wertpapiere zurückzugeben, kann der Fonds dann die hinterlegten Sicherheiten verkaufen, um den entstandenen Schaden auszugleichen.

In der Zwischenzeit kann der Fonds die Sicherheiten allerdings auch reinvestieren, um neben den Gebühren weitere Einnahmen zu generieren.

In den meisten Fällen übersteigt der Wert der Sicherheiten den Wert der entliehenen Papiere. Damit bleibt der Fonds auch im Falle unerwarteter Marktereignisse ausreichend geschützt.

Die meisten ETF-Anbieter prüfen täglich den Marktwert der erhaltenen Sicherheiten und fordern eine Erhöhung an, wenn deren Wert im Vergleich zu den entliehenen Wertpapieren zu stark sinkt.

Für gewöhnlich ist die Laufzeit solcher Geschäfte nicht beschränkt. Das heißt, es gibt keinen festen Termin, bis zu dem die Wertpapiere zurückgebucht werden müssen. Allerdings behalten sich Fonds das Recht vor, Wertpapiere zu jedem beliebigen Zeitpunkt zurückzurufen. Das ist besonders praktisch, wenn der Fonds das Risiko, dass ein spezieller Entleiher zahlungsunfähig wird, als besonders hoch einschätzt und das Geschäft daher schnell beenden möchte. Das gesetzliche Besitzrecht geht allerdings auf den Entleiher über. Das erlaubt diesem, die Wertpapiere einzubehalten und dafür Wertpapiere oder Geldmittel auszuzahlen, durch die der Fonds sich die Wertpapiere zurückkaufen kann.
 

Worin bestehen die Risiken einer Wertpapierleihe?

Das Hauptrisiko bei der Wertpapierleihe besteht darin, dass der Entleiher zahlungsunfähig wird.

Sollte dieser Fall eintreten, kann der Fonds die hinterlegten Sicherheiten verkaufen und die verliehenen Wertpapierpositionen zurückkaufen.

Die Gefahr besteht dabei darin, dass Sicherheiten von schlechter Qualität im Ernstfall äußerst illiquide oder schwer zu bewerten sein können. So waren Collateralized Debt Obligations (CDOs) ausgesprochen schlechte Sicherheiten während der jüngsten Finanzkrise und haben deren dramatische Entwicklung maßgeblich befördert.

Aus diesem Grund schreibt das UCITS-Regelwerk der Europäischen Union Anforderungen vor, die Sicherheiten erfüllen müssen, damit ein UCITS-ETF diese bei der Wertpapierleihe einsetzen kann. Einige große ETF-Anbieter haben sich selbst sogar noch strengere Anforderungen auferlegt.

Beispiele für akzeptable Sicherheiten sind Staatsanleihen der G-10-Staaten, qualitativ sehr hochwertige Unternehmensanleihen (A+ Rating oder höher) oder Aktien aus anerkannten OECD-Märkten.

Das Regelwerk betrifft auch die Risikodiversifikation der Sicherheiten. So dürfen nicht mehr als 30 Prozent der Sicherheiten vom selben Emittenten stammen. Außerdem brauchen Entleiher ein Bonitätsrating von A oder höher.

Diese Regeln wurden bereits einigen Stresstests unterzogen. BlackRock – Muttergesellschaft von iShares – betreibt Wertpapierleihe seit 1981. Seitdem konnten lediglich drei Entleiher die ausgeliehenen Papiere nicht zurückgeben. Dank der in diesen Fällen hinterlegten Sicherheiten ist dadurch den entsprechenden Fondsanlegern aber nie ein Schaden entstanden.

Ernstzunehmender ist die Gefahr in den Fällen, in denen Verleiher die erhaltenen Sicherheiten wieder reinvestieren. Normalerweise werden diese dann in äußerst beständigen Geldmarktprodukten angelegt. Gleichwohl wurden einige Verleiher im Zuge der letzten Finanzkrise vom Niedergang der Lehman Brothers Geldmarktfonds 2007 kalt erwischt.

Selbst in solch seltenen und extremen Fällen können ETF-Anbieter ihre Investoren vor Verlusten schützen, indem sie mit ihrem eigenen Kapital oder dem einer Drittpartei für Schäden aus der Wertpapierleihe haften.
 

Was sind die Vorteile entsprechender ETFs?

Da viele ETFs je nach Ausrichtung Hunderte oder gar Tausende Wertpapiere halten, bieten sich dadurch ausreichende Möglichkeiten, zusätzliche Einnahmen aus Leihgebühren und Reinvestition der Sicherheiten zu erzielen.

Die Gebühren werden nach den Gesetzen von Angebot und Nachfrage am Markt bestimmt. Verschiedene Sektoren, Märkte und Regionen werden mal mehr und mal weniger nachgefragt. Dabei werden für illiquide Wertpapiere kleinerer Unternehmen in der Regel höhere Gebühren fällig als für Staatsanleihen mit niedriger Verzinsung.

Fonds können auch gezielt Wertpapiere verleihen, um davon steuerlich zu profitieren. Dies ist zum Beispiel möglich, indem der Entleiher die Dividenden- oder Zinszahlungen des Wertpapiers in Form von Gebühren an den Fonds weitergibt. Da Gebühren geringer versteuert werden als Kapitalerträge, kann der Verleiher so einen Teil der Steuer sparen.

Die Wertpapierleihe ermöglicht es großen Institutionen außerdem, günstig kurzfristig Liquidität aufzubringen – durch Geldmittel aus den Sicherheiten im Austausch für die Wertpapiere.
 

Wie Sie als ETF-Anleger von der Wertpapierleihe profitieren

Große ETF-Anbieter sind sehr transparent, was die Wertpapierleihe angeht. Informationen, in welcher Höhe die Gebühren wieder dem Fonds zufließen und welchen Teil davon die Gesellschaft selbst einbehält, sind zumeist auch online offen einsehbar.

Die BlackRock-Tochter iShares zum Beispiel gibt 70–80 Prozent der Nettoeinnahmen aus Wertpapierleihe an den Fonds zurück. Dadurch reduzieren sich die Kosten und die Performance des ETF wird entsprechend verbessert.

Entsprechend können die laufenden Gesamtkosten (TER) des ETFs reduziert und manchmal auch ganz kompensiert werden.
 

Worauf Sie bei der Auswahl eines entsprechenden ETFs achten sollten

Als Anleger profitieren Sie von der Wertpapierleihe, wenn der von Ihnen ausgewählte ETF diese betreibt. Dennoch gibt es auch hierbei natürlicherweise einen unauflösbaren Zusammenhang zwischen Rendite und Risiko.

Deshalb sollten Sie vor dem Erwerb eines entsprechenden ETFs die Wertpapierleihe-Richtlinien des ETF-Anbieters auf dessen Website einsehen und sich dabei an folgenden Fragen orientieren:
  • Wird die Leihe vorsichtig gehandhabt, also etwa basierend auf der Auswahl ausschließlich gut situierter, verlässlicher Entleiher?
  • Wie viel darf der ETF auf einmal an einen einzigen Entleiher verleihen?
  • Wie viel darf der ETF überhaupt insgesamt jeweils aus seinem Fondsvermögen verleihen?
  • Wie hoch ist die Qualität der akzeptierten Sicherheiten?
  • Wie hoch ist das Maß der Übersicherung, also der Wert, um den der Wert der Sicherheiten den der verliehenen Wertpapiere übersteigt?
  • Erfolgt eine tägliche Neubewertung der Sicherheiten mit entsprechenden Rebalancing-Limits?
  • Wird für die Wertpapiere garantiert und wer übernimmt diese Garantie?
  • Wie hoch ist der Anteil an den Einnahmen, der an den Fonds zurückfließt?
 
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