
Wie viel Geld kann ich aus dem ETF-Auszahlplan entnehmen?
Vor der Einrichtung eines ETF-Entnahmeplans sollten Sie genau darüber nachdenken, wie Sie vorgehen wollen und wie realistisch Ihre Erwartungshaltung ist. Die zentrale Frage von ETF-Entnahmeplänen stellt sich meist bei der möglichen Entnahmehöhe. Einerseits sollte das Geld möglichst lange ausreichen, andererseits soll aber auch genug dabei herausspringen, um einen guten Lebensstandard finanzieren zu können. Hier könnte Ihnen die „Vier-Prozent-Regel” helfen. Wissenschaftler der Trinity University in Texas haben herausgefunden, dass das Startkapital bei einer jährlichen Entnahme von vier Prozent des Anfangsbetrags mit einer hohen Wahrscheinlichkeit für mindestens 30 Jahre ausreicht. Portfolios mit einer höheren Aktienquote schnitten dabei besser ab als Portfolios, die zum Großteil aus Anleihen bestanden. Grundlage dafür waren historische Kapitalmarktrenditen über einen Zeitraum von 70 Jahren (Quelle: Retirement Savings: Choosing a Withdrawal Rate That Is Sustainable, 1998 – Cooley, Hubbard, Walz).Zumindest in der Vergangenheit hat sich diese Regel gut bewährt. Wie realistisch diese Zahl für zukünftige Auszahlpläne ist, kann im Moment jedoch niemand sagen. Wenn Sie auf Nummer sicher gehen möchten, sollten Sie diese Zahl tendenziell eher unterschreiten.
So viel können Sie bei einer Verzinsung von 5% p.a. monatlich entnehmen, bis die Anlagesumme aufgebraucht ist
Anlagesumme | Monatsbetrag über 10 Jahre |
Monatsbetrag über 20 Jahre |
Monatsbetrag über 30 Jahre |
---|---|---|---|
50.000€ | 525€ | 325€ | 263€ |
100.000€ | 1.050€ | 651€ | 527€ |
300.000€ | 3.152€ | 1.953€ | 1.583€ |
500.000€ | 5.254€ | 3.255€ | 2.639€ |
1.000.000€ | 10.509€ | 6.511€ | 5.279€ |
Haben Sie sich für einen Betrag entschieden, stellt sich bei einem ETF-Entnahmeplan als nächstes die Frage, ob Sie eher einen festen Betrag oder eine feste Anzahl an ETF-Anteilen aus Ihrem Depot verkaufen wollen. Bei der Entnahme einer festen Anzahl an Anteilen schwankt der Betrag, den Sie monatlich zur Verfügung haben. Stehen die Kurse hoch, entnehmen Sie automatisch mehr Geld als in Krisenphasen. Für Anleger, die ein festes Einkommen suchen ist diese Methode also weniger geeignet. Bei Entnahme eines festen Betrages hingegen, müssen Sie in Schwächephasen mehr Anteile verkaufen um ihr monatliches Einkommen zu sichern. Bei dieser berechnen Sie vor jeder geplanten Auszahlung aus Ihrem Wunschbetrag die erforderliche Stückzahl und verkaufen die Anteile an der Börse. Bei dieser Berechnung müssen Sie auch die Abgeltungsteuer im Auge behalten damit Sie Netto auch Ihren gewünschten Betrag auf dem Konto gutgeschrieben bekommen.
Zinsrente: ETF-Entnahmeplan ohne Kapitalverzehr
Soll auch nach der Entnahmephase noch ein ansehnlicher Betrag übrig bleiben, etwa als Erbe, kommt eine Zinsrente in Frage. Bei dieser Methode wird der Anlagebetrag in Anleihen-ETFs investiert und nur die darauf anfallenden Zinsen werden verzehrt. Der Kapitalstock bleibt also erhalten. Ein Nachteil dieser Methode ist der geringe Zinssatz europäischer Staatsanleihen: Selbst bei langen Laufzeiten gibt es zurzeit nur Zinsen in Höhe von circa 1 Prozent. Damit fallen die monatlich erzielten Erträge nur bei sehr hohen Anlagebeträgen ins Gewicht.Eine Alternative zur ETF-Zinsrente: die Beimischung von Aktien-ETFs zur Vereinnahmung von Dividenden. Dividendenzahlungen sollten nicht als sicher angenommen werden, denn sie können schwanken. Bei einem breit gestreuten Aktienkorb bedeuten sie aber einen regelmäßigen jährlichen Ertrag, oft relativ unabhängig von der aktuellen Aktienbewertung. Neben Dividenden bieten Aktien natürlich auch Aussicht auf Kursgewinne. Anleger können aber auch einen deutlichen Wertverlust erleiden. Daher sollten Sie die Beimischung von Aktien nur vornehmen, wenn Sie sehr langfristig orientiert investieren.
Wer auf Aktien-ETFs setzt, wird für dieses Risiko in der Regel auch entsprechend belohnt: Ausschüttende ETFs auf den MSCI World bieten derzeit eine Ausschüttungsrendite von etwa 1,8 Prozent. Daneben kommen auch globale Dividenden-ETFs in Frage. Deren Ausschüttungsrendite liegt aktuell im Bereich von 3 bis 4 Prozent. Inklusive Kursgewinnen wird bei Aktien langfristig mit 5 bis 7 Prozent pro Jahr gerechnet.
Monatliche Zinserträge bei verschiedenen Zinssätzen und Anlagebeträgen
Anlagebetrag | 1% p.a. | 2% p.a. | 3% p.a. | 4% p.a. | 5% p.a. |
---|---|---|---|---|---|
50.000€ | 41€ | 83€ | 123€ | 164€ | 204€ |
100.000€ | 83€ | 165€ | 247€ | 327€ | 407€ |
300.000€ | 249€ | 495€ | 740€ | 982€ | 1.222€ |
500.000€ | 415€ | 826€ | 1.233€ | 1.637€ | 2.037€ |
1.000.000€ | 830€ | 1.652€ | 2.466€ | 3.274€ | 4.074€ |
ETF-Entnahmepläne und ihre Kosten
Trotz der oben genannten Beispiele werden „echte” ETF-Auszahlpläne, bei denen die Bank automatisch monatlich Anteile für Sie verkauft, noch nicht überall angeboten. Bei den meisten Online Brokern müssen Sie die Verkäufe selbst über die Börse tätigen. Das muss nicht unbedingt ein Nachteil sein. Meist sind die Konditionen bei manueller Ausführung günstiger. Außerdem behalten Sie so die Kosten im Blick und können – falls notwendig – den Online Broker wechseln. Denn ein Depotübertrag zu einem anderen Broker ist in der Regel kostenfrei.Von Fall zu Fall kann es Sinn machen, nicht monatlich, sondern quartalsweise oder sogar jährlich Auszahlungen vorzunehmen. Bei einer festen Gebühr von beispielsweise 10 Euro pro Auszahlung, fallen bei monatlichen Entnahmen jährliche Kosten von 120 Euro an. Diese könnten durch eine Umstellung auf quartalsweise Auszahlungen auf 40 Euro gesenkt werden. Vor allem bei kleinen Entnahmebeträgen machen sich solche Anpassungen deutlich bemerkbar. Hier fällt die Kosteneinsparung häufig mehr ins Gewicht als der Vorteil, einen Teil des Geldes langfristig investiert zu haben.
In der untenstehenden Tabelle haben wir die Kosten für Verkauf-Orders beziehungsweise die Entnahme von bestimmten Beträgen bei verschiedenen Brokern aufgelistet. Wie schon beim Kauf von ETF-Anteilen, sollten Sie auch hier darauf achten, die Gebühren nach Möglichkeit weitestgehend zu reduzieren. Hier sind besonders flatex, Scalable Capital und Trade Republic zu empfehlen, weil bei dort keine beziehungsweise besonders niedrige Gebühren beim Verkauf anfallen. Im Zweifel bleibt Ihnen immer noch die Möglichkeit des Depotübertrags. Sollten Sie in der Tabelle Einsparpotenziale erkennen, kann es sich lohnen, über einen Wechsel des Online Brokers nachzudenken und so von günstigeren Konditionen zu profitieren.
Ordergebühren für den Verkauf von ETF-Anteilen in EUR, gestaffelt nach Entnahmesumme
Online Broker | Entnahmeplan* | 500€ | 1.000€ | 2.000€ | 5.000€ | |
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0,00€ | 0,00€ | 0,00€ | 0,00€ | Zum Angebot | |
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0,99€ | 0,99€ | 0,99€ | 0,99€ | Zum Angebot | |
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1,00€ | 1,00€ | 1,00€ | 1,00€ | Zum Angebot | |
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1,00€ | 2,00€ | 4,00€ | 10,00€ | Zum Angebot | |
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1,25€ | 2,50€ | 5,00€ | 12,50€ | Zum Angebot | |
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10,00€ | 10,00€ | 10,00€ | 10,00€ | Zum Angebot | |
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12,50€ | 25,00€ | 50,00€ | 125,00€ | Zum Angebot |
*Bei den gekennzeichneten Online Brokern ist die Einrichtung eines automatisierten ETF-Entnahmeplans möglich. Bei den restlichen müssen die Entnahmen manuell per Verkauf-Order getätigt werden. Die Gebühren gelten pro Ausführung ggf. zzgl. Handelsplatzgebühren/ Börsenentgelte/ Courtage.